Das digitale Fernsehen der Zukunft: DVB-T vor dem Start

06.09.2002 (ks)

Die Technik

Die Digitalisierung der Medienwelt vollzieht sich in den nächsten Jahren in schnellen Schritten: Nachdem Anfang der achtziger Jahre die CD bereits die herkömmliche Langspielplatte abgelöst hat und sich seit 1997 die DVD noch wesentlich schneller als Medium für Videoprogramme durchsetzt, wird sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren auch im Rundfunk- und TV-Bereich fortsetzen. Bereits seit mehreren Jahren gibt es eine Vielzahl digitaler Fernseh- und Radioprogramme über Satellit und in geringerem Umfang auch via Kabel zu empfangen. Konsequenterweise soll als letzter Schritt auch in Kürze der Wechsel des terrestrischen, also über die klassische Hausantenne empfangbaren Fernsehens auf die digitale Ebene stattfinden. Neben dem in der Unterhaltungselektronik ganz allgemein vorherrschenden Trend zur Digitalisierung sprechen durchaus handfeste Gründe für den Umstieg von Analog auf Digital: Zum einen ist der analoge TV-Empfang nur selten unter Idealbedingungen realisierbar. Während auf der einen Seite Hindernisse zwischen Sender und Empfänger häufig keinen ordentlichen Empfang ermöglichen, sorgen selbst bei freier Sicht gerade im Sommer Überreichweiten anderer Sender für Interferenzen. Sofern man nicht in einem Grenzgebiet wohnt, wird man außerdem via Antenne meist mit gerade einmal drei Programmen vorlieb nehmen müssen, was neben der Frequenzknappheit auch mit den hohen Kosten zu tun hat, die die privaten TV-Sender zunehmend nicht mehr bereit sind, zu zahlen. Denn diese haben im Gegensatz zu ARD und ZDF keinen Auftrag zur Grundversorgung, der mit aus Gebührengeldern finanzierten kilowattstarken Sendern erfüllt werden kann, sondern möchten natürlich in erster Linie Gewinne erwirtschaften. Da die Kosten für die terrestrische Ausstrahlung pro Zuschauer weitaus höher liegen als via Satellit, wo mit einem einzigen Transponder ganz Europa abgedeckt werden kann, ziehen sich die Privatsender zunehmend aus der terrestrischen Übertragung zurück. Denn der Ende der achtziger Jahre vor allem durch das ASTRA-System ausgelöste Boom des Satelliten-TV hat den normalen Antennenempfang inzwischen nahezu bedeutungslos werden lassen. 

Das könnte sich mit dem terrestrischen Digitalfernsehen DVB-T durchaus ändern: DVB steht hierbei für "Digital Video Broadcasting" und das T für "terrestrial", also die Ausstrahlung über erdgebundene Sendestationen. Die DVB-Technik ist nicht ganz neu, denn sie ist bereits der Standard für Digital-TV über Kabel und Satellit. Die Video und Audio-Signale werden nach dem auch bei der DVD eingesetzten MPEG2-Standard komprimiert. Dadurch reduziert sich die erforderliche Datenmenge und es lassen sich anstelle nur eines analogen TV-Programms auf einem Kanal mehrere digitale Programme ausstrahlen. Hierbei wird auch nicht mehr jedes Programm auf einer eigenen Frequenz ausgestrahlt, sondern mehrere Programme digital komprimiert und über ein "Playout-Center" in einem Multiplex-Bitstream ausgestrahlt. Die nutzbare Datenrate pro TV-Kanal liegt hier abzüglich mitgesendeter Fehlerkorrekturdaten in der Regel bei 14.75 Mbps. Der DVB-Empfänger zieht sich dann aus dem Multiplex-Signal die Informationen über die im Signal enthaltenen Programme und sucht sich das gewünschte wieder heraus, um dieses zu decodieren. In der bisherigen Übertragungspraxis sieht es so aus, dass pro Kanal meist vier Programme übertragen werden. Es können aber nicht nur Videodaten, sondern auch reine Audiosignale und Datendienste übertragen werden. 

DVB-T wurde gegenüber DVB-S (Satellit) und DVB-C (Kabel) noch weiter verfeinert. Denn während beim Empfang über Kabel und Satellit meist ein recht sauberes Signal am Receiver anliegt, wird das terrestrische Signal auf seinem Verbreitungsweg vielfach durch Interferenzen oder Reflexionen gestört, die zu "Geisterbildern" führen. Um diesen Problemen Herr zu werden, wird bei DVB-T das optimierte Übertragungsverfahren COFDM (Coded Orthogonal Frequency Division Multiplex) eingesetzt. Dieses verteilt die Dateninformationen auf viele dicht nebeneinanderliegende Trägerfrequenzen, so dass bei Störungen auf einer Frequenz der Großteil der Informationen erhalten bleibt. Außerdem sorgt eine mitgesendete Fehlerkorrektur dafür, dass Signalstörungen bis zu einem gewissen Maße ausgeglichen werden können. Während beim herkömmlichen analogen Fernsehen sich auf der gleichen Frequenz ausgestrahlte Programme störten, selbst wenn auf diesen das gleiche Programm ausgesendet wird, so ist DVB-T für den Gleichwellenbetrieb ausgelegt. Dies bedeutet, dass das identische Signal von verschiedenen Sendern auf der gleichen Frequenz gesendet und vom Empfänger ausgewertet werden kann und so schlechte Empfangsbedingungen ausgeglichen werden können. Diese besonderen Anpassungen für DVB-T gegenüber DVB-T sind auch der Grund dafür, dass Receiver für DVB-C nicht für den Empfang von DVB-T geeignet sind, da in ihnen diese Technik nicht vorhanden ist. Im Gegenzug sind allerdings auch die ersten DVB-T-Receiver ausschließlich auf den Digital-Empfang über Antenne ausgelegt. Zukünftig ist aber davon auszugehen, dass Geräte kommender Generationen sowohl den DVB-T als auch den DVB-C-Betrieb erlauben.

Die Optimierungen für DVB-T sorgen nicht nur dafür, dass DVB-T im Idealfall selbst mit einer ganz normalen Stabantenne zu empfangen ist, ohne dass die Qualität darunter leidet, was bei terrestrischem Analog-Empfang nur unter extrem günstigen Empfangsbedingungen möglich war. Quasi als Nebeneffekt ergibt sich daraus auch die Möglichkeit, DVB-T selbst mobil und bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn empfangen zu können. Neben dem Empfang von DVB-T im Auto oder der Bahn sind somit zukünftig auch kompakte portable DVB-T-Empfangsgeräte vorstellbar. So ließen sich z.B. Notebooks mit einem kleinen Empfangsgerät verbinden und könnten dann als portable Fernseher genutzt werden. Bei DVB-T kann auch die Sendeleistung im Vergleich zum Analog-TV deutlich reduziert werden. Das bedeutet allerdings auch, dass im Zweifelsfall der Empfang über Ländergrenzen hinweg nicht mehr in dem Umfang möglich sein wird, wie es noch heutzutage geht.

Die derzeitigen Planungen in Deutschland sehen gemäß der 1997 von Bund und Landesregierungen gestarteten "Initiative Digitaler Rundfunk" so aus, dass spätestens bis zum Jahre 2010 die digitale TV-Ausstrahlung komplett das analoge Fernsehen ablösen soll. Auch wenn in Werbebroschüren gerne von "digitaler Qualität" fabuliert wird, so bedeutet DVB zunächst nicht unbedingt eine bessere Qualität gegenüber dem Analog-Fernsehen. Denn im Gegensatz zu den USA, wo aufgrund politischer Vorgaben der Umstieg vom analogen NTSC auf das digitale ATSC gleichzeitig auch die Möglichkeit von HDTV, also höheren Auflösungen als die herkömmlichen 480 Zeilen bei NTSC vorsieht und neben z.B. 720 oder 1080 Zeilen sogar progressive Darstellung möglich ist, hat es die Politik in Deutschland versäumt, solche Vorgaben zu machen und befindet sich damit auch im Einklang mit dem Großteil der TV-Sender, für die technische Innovationen vor allem Investitionen bedeuten, die niemand bereit ist, zu tätigen.

DVB in Europa bedeutet also zunächst einmal Fernsehen in herkömmlicher PAL-Auflösung mit 576 Zeilen, wobei hier zumindest die Option auf Digital-Ton im Dolby Digital 5.1-Format gegeben ist. Außerdem ermöglicht es die Digitaltechnik, TV-Programme im anamorphen 16:9-Format auszustrahlen. Damit ließe sich sogar das Problem bei Filmen sehr einfach beheben, die im TV gerade bei den Privatsendern häufig nur im beschnittenen Pan & Scan-Format ausgestrahlt werden. Solche Filme könnten theoretisch im korrekten 16:9-Format ausgestrahlt werden, welches sich dann auf einem 16:9-Fernseher nutzen lässt, gleichzeitig wäre aber niemand gezwungen, auf einem 4:3-Gerät die fälschlicherweise gerne als "schwarze Balken" bezeichneten Ränder des 16:9-Bildes sehen zu müssen, da ein DVB-Receiver ebenso wie ein DVD-Player auch die Möglichkeit gibt, dass Bild auf das Anzeigegerät anzupassen. Wer sein Gerät auf 4:3 einstellt, wird dann auch nur einen Ausschnitt des Bildes im 4:3-Format sehen. Obwohl diese Möglichkeit bereits bei DVB-S und DVB-C zur Verfügung steht, machen hiervon aber nur wenige Sender Gebrauch. Federführend in diesem Bereich sind in Deutschland das ZDF und 3sat, wo praktisch alle Programme mit 16:9-Kennzeichnung im Digital-TV im anamorphen 16:9-Format übertragen werden. Neben neueren Spielfilmen sind das vor allem Dokumentationen und Kulturprogramme wie z.B. die auf 3sat wochentäglich ausgestrahlte Live-Sendung "Kulturzeit", die mit technisch brillantem Bild demonstriert, wie gut 16:9-Fernsehen selbst in PAL schon aussehen kann. Bei den anderen, vor allem den Privatsendern sollte man sich keine allzu großen Illusionen darüber machen, dass auch dort bei Etablierung der Digitaltechnik mehr 16:9-Content zu sehen sein wird. Denn neben den zusätzlichen Kosten, die durch den Umstieg auf eine 16:9-Produktionskette entstehen, ist es leider auch so, dass hier einfach die Nachfrage der Masse fehlt, die gerade in Deutschland in dieser Hinsicht kaum technisch interessiert ist. Insoweit dürfte Premiere, wo einige Spielfilme inzwischen im anamorphen 16:9 sowie zusätzlich mit Dolby Digital 5.1 und teilweise auch im Originalton ausgestrahlt werden, für lange Zeit erst einmal das herausragende Beispiel sein. Hoffnungen könnte man sich am ehesten bei Pro 7 machen, dem ersten deutschen Sender überhaupt, der via Satellit einige Spielfilme mit Dolby Digital 5.1-Ton ausstrahlte. Doch selbst von dort heißt es, dass aufgrund der Kosten und fehlenden Nachfrage derzeit kein echtes 16:9 geplant sei.

Die Entscheidung für DVB als Übertragungsstandard bedeutet nicht automatisch ein totales Aus für HDTV: Denn mit DVB legt man sich nicht automatisch auf die 576 Zeilen des PAL-Systems fest. In Australien, auch eines der analogen PAL-Länder, hat man sich ebenfalls für DVB entschieden, aber gleichzeitig auch HDTV auf dieser Basis mit Auflösungen von 576p, 720p und 1080i realisiert. Im Gegensatz zur 60 Hz-Bildwiederholrate der alten NTSC-Länder arbeitet das australische HDTV aber weiterhin mit 50 Hz. Unabhängig davon ist aber nicht nur in Deutschland sondern auch im Rest von Europa in den nächsten Jahren aus keinem Land eine Initiative für HDTV zu erwarten.

Die Digitaltechnik hat den Vorteil, dass im Gegensatz zum Analog-Empfang Rauschen und Interferenzen im Bild nicht zu bemerken sind. Es gibt aber auch Nachteile: So ist die Qualität des Bildes abhängig von der Kompressionsrate und der Qualität des auf der Senderseite verwendeten Encoders. Bereits bei DVB-S und DVB-C ist zu beobachten, dass die Sender die Digitaltechnik primär dazu nutzen, möglichst viele Programme auf einem Kanal unterbringen zu können und dabei teilweise mit Bitraten unter 3 Mbps arbeiten, die im Ergebnis ein unscharfes und von Kompressionsartefakten gekennzeichnetes Bild zur Folge haben, welches von der Qualität deutlich unter dem Niveau des herkömmlichen Analog-TV liegt. Der Kostenfaktor spielt hier natürlich eine Rolle und solange die Anzahl der "Querulanten", die sich hierüber bei den TV-Sendern beschweren, im Verhältnis zu denen, die aufgrund fehlender technischer Voraussetzungen die schlechte Qualität gar nicht erkennen oder in Kauf nehmen, gering bleibt, wird sich daran auch nichts ändern. Allerdings tut sich hier bei einigen Sendern schon etwas, denn die Encoder-Technik entwickelt sich schließlich auch weiter und ermöglicht eine bessere Bildqualität bei gleichbleibender Bitrate. So ist z.B. zu beobachten, dass die Qualität des ZDF-Programms über DVB-S/DVB-C entschieden besser geworden ist und sich das Bild inzwischen mit gutem Analog-Empfang vergleichen lässt. Blockrauschen ist praktisch nicht zu erkennen und auch die kleinen Artefakte an den Rändern von Objekten tauchen kaum noch auf. Die Bildschärfe lässt sich kaum noch zwischen Analog- und Digitalempfang unterscheiden. Zudem ist das Digitalbild vollkommen rauschfrei. Unter diesen Bedingungen ist Digital-TV dem Analog-Empfang überlegen. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch andere Sender diesem Beispiel folgen.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei DVB-T ist der grenzüberschreitende Empfang. Auch hier ist es vorstellbar, dass die gegenüber der Analog-Technik viel feiner auf ein Empfangsgebiet fokussierbare Sendetechnik mit schwächeren Sendeleistungen dazu führen wird, dass der über viele Kilometer über die Grenzen hinaus mögliche Fernempfang reduziert wird. Aus rein technischer Sicht ist dies durchaus positiv, da so die Frequenzen im Grenzbereich besser genutzt werden können. Der Endverbraucher wird hier aber ignoriert, der diesen Empfang meist ausdrücklich wünscht, da sich hier z.B. Spielfilme in Originalsprache, ohne Werbung oder Sportereignisse, die in Deutschland nur im Pay TV zu sehen sind, über die Sender aus dem Nachbarland betrachten lassen. Dies freilich ist etwas, was auch die TV-Sender eher unterbinden möchten, schließlich werden dabei ihre kommerziellen Interessen betroffen. Insbesondere das kommerzielle Pay TV erweist sich hierbei als Gift für die Freiheit des TV-Empfangs, da Übertragungs- und Senderechte meist für jedes europäische Land einzeln verkauft werden und somit der jeweilige Rechteinhaber auch einen Anspruch darauf hat, dass in seinem Lizenzgebiet nicht noch ein weiterer Anbieter seine Ware anbietet. Während der Fussball-WM 2002 wurde dieses Problem auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als z.B. ARD und ZDF ihre Übertragungen aus Japan und Korea nicht unverschlüsselt digital über Satellit verbreiten konnten oder z.B. der belgische Sender BRTN aus nordrhein-westfälischen Kabelnetzen kurzzeitig herausgenommen wurde, weil hier frei Übertragungen von Fußballspielen zu sehen waren, die in Deutschland nur gegen Bezahlung bei Premiere empfangbar sein sollten. Anstelle des populistischen Geschreis einiger Politiker, die das Wahlkampfthema Fußball für sich entdeckt hatten, hätte man sich hier vielmehr gewünscht, dass dies Anlass für eine generelle Neuregelung des freien TV- und Radioempfangs auf europäischer Ebene gewesen wäre. Denn trotz eines immer mehr zusammenwachsenden Europas ist es aufgrund der genannten wirtschaftlichen Gründe immer noch nicht möglich, in Deutschland z.B. britische Programme wie die der BBC frei empfangen zu können. Selbst wer Filme im Original-Ton sehen möchte, kann nicht einfach das britische BSkyB abonnieren, da die Lizenzen nur für Großbritannien gelten. Diesem Beispiel aus dem Satellitenempfang folgend, der mit Verschlüsselung und stärkerer Begrenzung auf regionale Empfangsgebiete immer mehr auf Ländergrenzen ausgerichtet wird, könnte DVB-T auch den herkömmlichen Empfang über Antenne immer mehr zwischen den europäischen Landesgrenzen abschotten.

 

DVB-T in Deutschland

DVB-T ist in Deutschland noch nicht weit fortgeschritten. Während in England z.B. schon lange DVB-T-Übertragungen die Regel sind, kommt DVB-T in Deutschland bislang noch nicht so richtig voran. Nicht zuletzt das deutsche föderale System verhindert hier, dass alle Länder an einem Strang ziehen. So ist in den meisten Ländern DVB-T bislang noch nicht über das Pilot-Stadium hinausgekommen.

Wegweisend ist bislang die Region Berlin-Brandenburg. Berlin hat alleine aufgrund der alle zwei Jahre stattfindenden IFA schon einen Vorteil, weil diese immer wieder die Gelegenheit bietet, dort die neuesten Technologien präsentieren zu können. Vor allem aber hat die Medienanstalt Berlin-Brandenburg bereits frühzeitig erkannt, dass das herkömmliche terrestrische Fernsehen keine große Zukunft mehr hat und daher etwas Neues her muss. So sollen gerade noch 7.4 Prozent der Berliner Haushalte Fernsehen über Antenne empfangen, was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass trotz der hohen Kosten der terrestrischen Ausstrahlungen 92 Prozent der Berliner Haushalte diese gar nicht einmal nutzen. Im Februar 2002 wurde beschlossen, bis 2003 komplett auf DVB-T umzusteigen und die analoge TV-Ausstrahlung zu beenden. Mit dem Management des Umstiegs von Analog von Digital wurde die 1993 gegründete "Gesellschaft zur Förderung der Rundfunkversorgung" (GARV) beauftragt, auf deren Internetseite man auch alle wichtigen Infos zum Thema DVB-T in Berlin findet. Bereits heute kann man in Berlin eine große Anzahl von Programmen via DVB-T empfangen, die zwar bislang nur über schwache Sender mit Leistungen von meist gerade 1-5 Kilowatt ausgestrahlt werden, aber aufgrund der besseren Empfangsbedingungen gegenüber analogem TV trotzdem in großen Teilen des Berliner Stadtgebiets gesehen werden können. Im späteren Regelbetrieb sollen die Sendeleistungen gegenüber dem Versuchsbetrieb erhöht werden, um so überall einen einwandfreien Empfang zu gewährleisten. Dafür müssen aber zunächst starke analoge Frequenzen frei werden, was im Herbst dieses Jahres angegangen wird:

Am 1. November 2002 werden die ersten beiden leistungsstarken Berliner TV-Kanäle digitalisiert (K 5 und 44) und bis Ende Februar 2003 mit den Programmen Das Erste (ARD), ORB, SFB/ B1, ZDF, ProSieben, RTL, RTL2 und Sat.1 belegt. Ab März 2003 stellen die bundesweiten privaten Programme im Ballungsraum Berlin / Potsdam die analoge Verbreitung ein und sind dann nur noch digital empfangbar. Die öffentlich-rechtlichen Programme Das Erste (ARD), ORB, SFB1 und ZDF wechseln ab März 2003 digital auf andere leistungsstarke Kanäle, senden aber noch bis Sommer 2003 analog auf schwächeren Kanälen mit kleineren Reichweite parallel weiter. Bis zur IFA Im August 2003 soll der vollständige Umstieg auf DVB-T vollzogen sein.

In anderen Bundesländern wird man noch ein wenig warten müssen, um überhaupt DVB-T empfangen zu können. Neben Berlin gibt es im größeren Umfang bislang nur das niedersächsische Pilotprojekt, welches aber eine weitaus geringere Programmauswahl als das Berliner Projekt bietet. Im Gegensatz zu Berlin ist in den anderen Bundesländern der Umstieg langsamer geplant. Der Ausbau wird zunächst in den Ballungsräumen beginnen und soll dann bis 2010 auf größere Flächen erfolgen. Hier eine Auflistung der DVB-Planungen in einzelnen Regionen Deutschlands, insoweit hierzu bereits Informationen vorliegen:


DVB-Startinseln in Deutschland

Norddeutschland

Eine Handvoll Sender können bislang in Bereichen von Hamburg sowie den Städten des niedersächsischen und bremischen Modellversuchs via DVB-T empfangen werden. Eine Auflistung der Senderstandorte findet man unter http://www.ndr.de/ndr/derndr/unternehmen/technik/dvbt/.  Voraussichtlich Ende 2003 soll in diesen Regionen sowie weiteren norddeutschen Ballungsräumen der Regelbetrieb auf zunächst vier Kanälen gestartet werden. In Schleswig-Holstein wird der Raum Kiel zunächst versorgt werden. In Mecklenburg-Vorpommern sind Sender in Rostock und Schwerin geplant. Die Realisierung der 4 Programmpakete ist regional verschieden nur mit Kanalumstellungen auf digitale Verbreitung, Nutzung von Kanälen über Kanälen über Kanal 60 sowie der Reduzierung analoger Sendeleistung möglich. (Quelle: www.dvb-t-nord.de)

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

Geplant ist, möglichst bis zur Internationalen Funkausstellung in Berlin im Sommer 2003 leistungsstarke analoge Frequenzen in digitale Frequenzen umzuwandeln. Das mitteldeutsche DVB-T-Projekt bereitet derzeit den direkten Einstieg in den Regelbetrieb vor. Zunächst sollen die Zuschauer in den Regionen Leipzig/Halle auf 3-4 und in Erfurt/Weimar auf 2-3 Kanälen digitales Fernsehen empfangen können. In der zweiten Phase soll der Empfang auf die Region Dresden und Magdeburg etabliert und später die flächendeckende Versorgung erreicht werden. Ohne Nennung eines Zeitplans ist auch in Mitteldeutschland eine schnelle Abschaltung der analogen Sender geplant (Quelle: www.digitalerrundfunk.de)

Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen fanden seit 1995 mehrere Feldversuche statt. U.a. wurde im Raum Köln der Empfang von DVB-T-Signalen bei sehr hohen Geschwindigkeiten getestet. In einem weiteren Feldversuch wurde im Raum Langenberg/Wuppertal der Empfang von DVB-T in verschiedenen Frequenzbereichen, das Empfangsverhalten im Gleichwellenbetrieb und der Inhouse-Empfang in Städten mit dichter Bebauung untersucht. Seit 2002 betreibt der WDR in Köln einen weiteren Versuchssender mit 1 kW Sendeleistung.

Derzeit ist in Nordrhein-Westfalen die Aufnahme des Regelbetriebs für Mitte 2003 geplant. Über den Sender Venusberg (Bonn) soll zunächst die Region Köln/Bonn auf vier Kanälen mit rund 16 TV-Programmen versorgt werden. Radioprogramme sind nicht vorgesehen. Primär soll der VHF-Bereich genutzt werden. Als nächste Regionen soll dann das Ruhrgebiet und das Gebiet um Düsseldorf sowie der Niederrhein DVB-T bekommen. Für den Umstieg müssen einige analog genutzte Kanäle abgeschaltet und für DVB-T zur Verfügung gestellt werden.

Bayern

In Bayern wurden 1997-1999 Sender in München, Freimann und Ismaning für einen Feldversuch genutzt. Der Beginn des DVB-T-Regelbetriebs ist voraussichtlich für das 1. Halbjahr 2004 geplant und soll zunächst die Regionen München und Nürnberg mit ca. 16 bis 24 Programme versorgen.
(Quelle: www.bmt-online.de)

DVB-T in der Praxis

Im Vorzeige-Testgebiet Berlin sind bereits rund 22 TV-Programme via DVB-T empfangen (Aktuelle Liste unter www.garv.de). Und seit kurzem sind auch die ersten DVB-T-Receiver in größeren Stückzahlen erhältlich, die bislang vorwiegend von kleineren Firmen wie Digenius, Lorenzen oder Samsung angeboten werden. Im Herbst 2002 wird sich die Auswahl aber vergrößern, wenn auch Firmen wie Panasonic ihre DVB-T-Receiver anbieten. Leider gibt es bislang noch keine Fernseher mit eingebautem DVB-T-Receiver, was ein wenig verwunderlich erscheint, wenn man bedenkt, dass jemand, der in Berlin wohnt und sich heute noch einen herkömmlichen Fernseher kauft, mit dem eingebauten Analog-Tuner ab dem kommenden Jahr voraussichtlich nichts mehr über Antenne empfangen kann. So wird man zunächst vorwiegend auf Set-Top-Boxen angewiesen sein. Einige Hersteller wie z.B. Grundig bieten zumindest die Möglichkeit, bei einigen Fernsehern ein DVB-T-Modul später nachzurüsten. Erste Fernsehgeräte mit eingebautem DVB-T-Tuner sind aber erst im Laufe des Jahres 2003 zu erwarten. Wer sich bereits jetzt einen DVB-T-Receiver kauft, sollte darauf achten, dass dieser auch den VHF III-Frequenzbereich von 174-230 MHz (Kanal 5-12) unterstützt. Während DVB-T nämlich ursprünglich primär für den UHF-Bereich entwickelt wurde, hat man in Deutschland im Verlauf der Versuchsmessungen feststellen können, dass der Empfang im VHF-Band sogar eine weitaus effektivere Signalverbreitung ermöglicht. Daher wird langfristig in Deutschland auch das VHF-Band für DVB-T eingesetzt werden, was allerdings bei den Geräteherstellern erst relativ spät bei der Entwicklung berücksichtigt wurde und bedeutet, dass viele erste Geräte zunächst noch mit reinem UHF-Tuner ausgeliefert wurden.

Wir hatten kürzlich die Möglichkeit, in Berlin den DVB-T-Empfang ausprobieren zu können. Hierzu wurde uns von der Firma digenius die "tvbox T" zur Verfügung gestellt, für 199 EURO einer der ersten preiswerteren DVB-T-Receiver, die bereits im Handel erhältlich sind. Das Testgerät verfügte nur über einen UHF-Tuner, nach Angaben des Herstellers soll VHF in der Serienproduktion aber ebenfalls unterstützt werden.

Ungeachtet des relativ niedrigen Preises von 199 EURO bietet die tvbox T eine vernünftige Ausstattung, die auch für technisch anspruchsvollere Gemüter interessant ist. Die Bildausgabe via SCART lässt sich zwischen Composite, S-Video und RGB umschalten und eine zweite SCART-Buchse gibt die Möglichkeit, ein anderes Gerät durchzuschleifen. Schon nach kurzer Zeit hat der Receiver via automatischem Sendersuchlauf alle verfügbaren Sender gefunden und sortiert diese mit Sendernamen auf dem On Screen-Display ein. Änderungen der Reihenfolge lassen sich schnell vornehmen und ein spezieller Profi-Modus ermöglicht es auch, gezielt nach neuen Sendern auf einer bestimmten Frequenz zu suchen. Die tvbox gibt auch viele technische Infos heraus, die bei einer eventuellen Fehlersuche weiterhelfen. So kann man neben einer Feldstärkeanzeige, die beim Ausrichten der Antenne helfen kann, auch Auflösung und die Video- und Audiobitrate des übertragenen Programms abfragen. Updates für die Betriebssystemsoftware lassen sich über ein ganz normales serielles Kabel (kein Nullmodem) in die Box einspielen. Digenius stellt diese sowohl in einer einfachen als auch einer Profi-Version mit weiteren Funktionen zur Verfügung. Außerdem lassen sich über Software von Drittanbietern auch Senderlisten editieren. Die Umschaltung zwischen den einzelnen Kanälen erfolgt schnell innerhalb einer halben Sekunde und die On Screen-Menüs des Receivers werden ohne merkliche Verzögerung aufgebaut. Auch der herkömmliche Videotext wird noch unterstützt, er läuft über DVB-T sogar schneller als man dies von analogen TV-Empfängern kennt. Die Tonausgabe erfolgt analog via SCART oder den Cinch-Ausgang. Zwar ist auf der Platine der tvbox noch ein Platz für einen Digitalausgang frei. In diesem, vor allem auf einen niedrigen Preis kalkulierten Gerät soll es diesen laut Digenius aber nicht geben. Für Dolby Digital wäre außerdem ein neues Hardware-Design erforderlich und da man bei Digenius momentan nicht davon ausgeht, dass die geringe DVB-T-Bandbreite pro Kanal auch von den Sendern für Dolby Digital eingesetzt wird, verzichtet man zunächst darauf.

Eigentlich sollten die Empfangsbedingungen vor Ort in Berlin-Mitte ideal sein, doch die Metallbedampfung der Fenster des Maritim-Hotels sorgte dafür, dass im Gebäude die derzeit noch relativ schwachen Signale nur eingeschränkt empfangen werden konnten. Nach Herauslegen der Antenne aus dem Fenster gelang es uns dann aber trotzdem, alle derzeit von verschiedenen Sendern innerhalb Berlins ausgestrahlten DVB-T-Programme selbst mit einem simplen Draht empfangen zu können.

Der Empfang der meisten Programme war bei den Programmen mit guter Signalstärke ohne Aussetzer möglich. Gegenüber analogem TV bringt die Feinausrichtung der Antenne weniger, da man nicht mit dem Auge eine Veränderung direkt nachvollziehen kann, sondern das Bild entweder da ist oder ansonsten der Bildschirm schwarz bleibt. Das nervige Ausrichten von Zimmerantennen dürfte damit wenigstens der Vergangenheit angehören. Selbst bei schwachen Sendern, die ab und zu Aussetzer produzierten, waren diese meist nur kurz und der Receiver stellte das Bild schnell wieder dar. Das macht DVB-T natürlich ideal, weil man schnell z.B. am Urlaubsort die Geräte aufbauen kann und ohne große Justage sofort Fernsehen kann.

Die Bildqualität der empfangbaren Programme war deutlich unterschiedlich: Am besten gefielen die Programme aus dem ZDF-Paket auf Kanal 53. In diesem wird die verfügbare Bitrate von 14.75 Mbps tagsüber auf die Programme ZDF, ZDF.info, ZDF.doku und den Kinderkanal aufgeteilt, so dass hier pro Kanal eine Bitrate von rund 3.3 Mbps zur Verfügung steht. Abends nach Sendeschluss des Kinderkanals wird die Bandbreite angepasst, so dass die Bitrate im Schnitt auf 4.3 Mbps ansteigt. Die Encoder-Technik, die das ZDF hier verwendet, ist ausgesprochen effektiv, denn die Bilder sind sehr scharf und detailreich. Blockrauschen war abends bis auf hellgraue Flächen kaum zu sehen und selbst an den Rändern von Objekten sind kaum Artefakte zu sehen. Selbst bei schnellen Hell-Dunkel-Überblendungen, bei denen der Encoder ähnlich wie bei einer schnellen Bewegung das Bild blitzschnell neu berechnen muss, bleibt die Bitrate recht konstant und das Bild nahezu störungsfrei. Die Bildqualität ist hier gut bis sehr gut. Dies relativiert sich allerdings wieder tagsüber bei der reduzierten Datenrate von 3.3 Mbps, bei der das Bild in schnellen Bewegungen stellenweise schon Artefakte produzierte und auch nicht mehr so scharf wirkte. Während die Bildqualität abends mehr oder weniger dem Niveau eines guten Analog-Empfangs entsprach, war das Bild tagsüber im Direktvergleich Analog/DVB-T schlechter, aber immerhin noch befriedigend-gut. 

Man könnte trotzdem allerdings noch froh sein, wenn sich die anderen Sender wenigstens auf diesem Niveau halten könnten, doch leider ist die Bildqualität der meisten Sendern deutlich schlechter. Am augenfälligsten ist das bei n-tv, wo man stellenweise wirklich glaubt, ein Realvideo-File aus dem Internet zu sehen. Die Bitrate der meisten Sender schwank stark zwischen 2 und 4 Mbps und bietet eine größere Schwankungsbreite als beim ZDF. Blockrauschen ist deutlich sichtbar und es bilden sich an harten Konturen auch starke Artefakte. Dies wird bei verrauschtem Bildmaterial noch schlimmer. Bei wenig bewegten Bildern ist die Qualität noch gerade akzeptabel, aus weiter Distanz sogar befriedigend, aber gerade bei Sportübertragungen mit viel Bewegung ist die hier gebotene Bildqualität wirklich mangelhaft. So konnten wir z.B. eine Übertragung von einem Formel 1-Traingingslauf in der ARD beobachten, bei der das Bild vielfach in einem einzigen Brei von Artefakten zerfiel, als sich sowohl das Fahrzeug als auch der Hintergrund bei einer gleichzeitig schwenkenden Kamera schnell bewegten. Das sei jetzt zwar nur als extremes Beispiel genannt, aber auch allgemein ist die Qualität der meisten Programme höchstens befriedigend. Der Ton wird meist mit einer Datenrate von 192 kbps übertragen. Einige Sender wie z.B. MTV verwenden 256 kbps, was sich allerdings aufgrund der schlechten Tonqualität des Ausgangsmaterials nicht positiv bemerkbar macht.

Die GARV begründet die derzeit schlechte Bildqualität der meisten Sender damit, dass bislang zum Großteil die vorhandenen analogen Signalquellen übernommen und mit inzwischen 6 Jahre alten MPEG-Encodern digitalisiert und per DVB-T ausgestrahlt werden. Das ZDF hingegen stellt den Datenstrom direkt in Mainz zusammen und überträgt das komplette Bouquet per Standleitung nach Berlin ins Playout-Center. Beim ZDF sollen auch neuwertige Encoder der letzten Generation eingesetzt werden.

So sollte man das Ergebnis dieses Tests nicht unbedingt als Maßstab dafür nehmen, wie DVB-T später in der Praxis aussehen wird. Natürlich sollte bis zur kompletten Umschaltung von Analog auf Digital dieses Problem behoben werden, denn mit der jetzigen Qualität ist DVB-T in Berlin nicht das, was man sich von der neuen digitalen Wunderwelt erhofft.

Ausblick:

Der Fernsehzuschauer wird von DVB-T profitieren, indem er eine größere TV-Auswahl über Antenne erhält, die in der Regel zwischen 16-24 Programmen liegen dürfte. Je nach Frequenzsituation ist es auch durchaus vorstellbar, dass via DVB-T sogar 30 oder mehr Programme realisierbar sind. Dadurch könnte der durch Kabel und Satellit in ein Nischendasein gedrängte terrestrische TV-Empfang eine Renaissance erleben. Die Programmauswahl wird natürlich nicht mit dem Satelliten-TV mithalten können, doch umso mehr Probleme dürften viele Kabelbetreiber bekommen, die ihre Netze noch nicht für weitere Zusatzdienste ausgebaut haben, die dem Kabel einen Mehrwert geben. Bislang haben die deutschen Kabelgesellschaften ihr Quasi-Monopol vor Ort ausgenutzt und konnten so monatlich hohe Preise für ein Angebot von gerade einmal rund 30 TV-Programmen verlangen. Dieses Geschäftsmodell dürfte weitgehend wegfallen, sobald ein Großteil der Kabel-Programme auch kostenlos über Antenne empfangbar ist.

Gespannt sein darf man vor allem auf mobile Empfangsgeräte für DVB-T. Auf Basis von MHP sind hier über den mobilen TV-Empfang hinaus auch Datendienste im Stile des Videotexts zu erwarten, die es ermöglichen, über kleine Endgeräte wie PDAs Nachrichten und sonstige Services abzurufen - Dienste, die die Manager deutscher Telekommunikationskonzerne auch gerne für teures Geld über UMTS anbieten würden.

Die Bildqualität von DVB-T selbst wird sich nicht unbedingt gegenüber Analog-TV verbessern, höchstens in Regionen, in denen bislang kein Analog-Empfang in guter Qualität möglich ist. Hier besteht zumindest die Hoffnung, dass eine Verbesserung der Encoder-Technik auf Seiten der Sender im Laufe der Jahre eine bessere Bildqualität auch bei niedrigen Bitraten ermöglichen wird.

DVB-T in Deutschland bedeutet auch weiterhin Interlaced-PAL mit 576 Zeilen. Man nutzt also mit DVB nur eine neue Technik, um darin TV in einer alten Technik zu übertragen. Auch zukünftig wird also jeder billige PC-Monitor Bilder in höherer Auflösung darstellen können, als ein mehrere tausend Euro teurer Fernseher, bei dem dann mit viel aufwendiger Technik wie 100 Hz-Schaltungen oder Pixel Plus im Nachhinein wieder versucht wird, die Auflösung zu erhöhen. Terrestrisches HDTV bleibt erst einmal Illusion, denn auch DVB-T wird nicht Frequenzen im Übermaß freimachen, die sich für HDTV zusätzlich nutzen ließen. Man muss aber hier auch ganz ehrlich sein und zugestehen, dass es auch wenig Sinn machen würde, gleich einen ganzen TV-Kanal, auf dem 3-4 herkömmliche Sender verbreitet werden können, für ein HDTV-Programm zu opfern.

HDTV in Europa wird voraussichtlich für viele Jahre kein Thema sein. Wer überhaupt über entsprechendes Equipment verfügt, dass HDTV darstellen kann, also vorwiegend Videoprojektoren, wird wahrscheinlich Programme auf D-VHS und später auch der "Blu-Ray Disc" oder einem anderen High End-Nachfolger der DVD aus den USA importieren. Darüber hinaus sollte man aber kein HDTV im Fernsehen erwarten. Dieses hätte höchstens über Satellit und vermutlich auch nur als Pay TV für qualitätsbewusste Technik-Freaks eine Chance - und damit erscheint ein Alleingang eines Landes in Europa momentan fraglich. Da für HDTV wiederum neue Empfangsgeräte erforderlich wären, verbaut das jetzige DVB-T hier so einige Optionen, weil der Großteil der Verbraucher sicher nicht bereit wäre, nach Einführung des Digital TV, die alleine für sich schon recht schwierig ist, nochmals neues Equipment zu kaufen.

Nichtsdestotrotz erscheint der Weg, wie er in Berlin gegangen wird, der einzig richtige zu sein, um DVB-T wirklich eine Chance zu geben. Nur mit einer schnellen Umschaltung von Analog auf Digital können ausreichend Kapazitäten geschaffen werden, um DVB-T flächendeckend verfügbar zu machen und das Ganze mit einer großen Programmauswahl auch interessant zu machen. Es gibt bereits genügend Techniken, die auf dem Reißbrett fantastisch aussahen, sich dann aber aufgrund fehlender Rahmenbedingungen nicht durchsetzen können. Die Receiverpreise liegen jetzt bereits bei minimal 200 EURO und werden sicherlich schnell noch weiter sinken, sobald die Geräte in größeren Stückzahlen verkauft werden, so dass die Anschaffungskosten in Relation zu dem Zugewinn an empfangbaren Programmen auch kaum eine Rolle spielen. DVB-T kann aber nur dann nur ein Erfolg werden, wenn nicht nur eine größere Programmauswahl zur Verfügung steht, sondern auch die Bildqualität mindestens so gut wie die von gutem Analog-Empfang ist, denn ansonsten wäre das Digital-Fernsehen eine Innovation, die den Sendern hohe Kosten erspart, für den Zuschauer aber keinen technischen Fortschritt mit sich bringt.

Verantwortlich für den Inhalt: Karsten Serck