ARD plant TV-Programme über DVB-H und DMB

30.11.2005 (ks)

Während die ARD derzeit nicht bereit ist, Geld für die Ausstrahlung von TV-Programmen in HDTV zu investieren, möchte man schon möglichst bald mobiles und portables terrestrisches Fernsehen anbieten. Das hat der Senderverbund nach seiner Hauptversammlung in Leipzig angekündigt. Als größter Hörfunk-und Fernsehveranstalter in Deutschland werde die ARD ihre Programme
in absehbarer Zeit auch auf diesem Weg ausstrahlen, sagte der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber: „Wenn sich die Rundfunknutzung zunehmend auf mobile Plattformen verlagert, muss sich unser Senderverbund hier ebenfalls positionieren. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist Rundfunk für alle. Wir wollen und werden deshalb künftig auch diesen Vertriebsweg für unsere Angebote nutzen.“

Dabei setzt die ARD nach eigener Aussage auf möglichst wirtschaftliche Lösungen. Thomas Gruber: „Wirklich effizient und deshalb für unser Publikum besonders geeignet sind mobile Angebote, die über herkömmliche Rundfunksendeanlagen übertragen werden können. Wir denken dabei vor allem an DVB-H und DMB. Beide Formate könnten über unsere digitalen terrestrischen Sendernetze ausgestrahlt werden und zwar frei empfangbar für jedermann. Mit der erfolgreichen Einführung von DVB-T und unserer Entscheidung, das Überallfernsehen bis 2008 auch in der Fläche auszubauen, haben wir bereits den Grundstein für die nötige Infrastruktur gelegt. Eine zweite Option ist das mittlerweile gut ausgebaute DAB-Netz in Deutschland.“

Anders als viele kommerzielle Anbieter sieht die ARD im mobilen Fernsehen kein zusätzliches Geschäftsmodell, sondern eine zeitgemäße
Anpassung an die technische Entwicklung: „Schon in der Vergangenheit haben wir keinen Unterschied gemacht zwischen stationären und portablen Fernsehempfängern. Was für die analoge Ausstrahlung gilt, wird auch im digitalen Zeitalter Bestand haben. Unser digitales terrestrisches Sendernetz eignet sich als universelles Transportmittel für Rundfunkdienste aller Art, die den Verbrauchern
einen direkten und unabhängigen Informationszugang sichern. Sobald die Industrie die nötigen Geräte anbietet, sollte es auch hierzulande entsprechende Programmangebote geben.“ Problematisch für den Verbraucher ist dabei allerdings, dass sich mit der Ausstrahlung von TV-Angeboten für mobile Endgeräte für diese auch quasi automatisch eine Gebührenpflicht ergeben würde, ganz unabhängig davon, ob die angebotenen ARD-Dienste auch tatsächlich genutzt werden.

Während sich in Korea für die mobile Rundfunkverbreitung bereits das auf DAB basierende T-DMB-System durchsetzen konnte, befindet man sich in Deutschland und Europa derzeit noch in der Erprobungsphase. Vor dem Hintergrund der im Jahr 2006 anstehenden internationalen Funkverwaltungskonferenz und der damit einhergehenden Neuordnung von terrestrischen Funkfrequenzen ist es nach Auffassung der ARD derzeit aber verfrüht, sich schon jetzt auf ein einzelnes System oder ein endgültiges Nutzungsszenario festzulegen. Ziel der ARD werde es jedoch sein, einem breiten Publikum auch unter veränderten technischen Bedingungen einen freien Zugang zu medienspezifischen, öffentlich-rechtlichen Programmangeboten zu ermöglichen.