Ridge Racer 6

Genre

Rennspiel / Arcade

Vertrieb

Namco

Preis

69.99 EUR

VÖ-Termin

10.03.2006

USK-Freigabe

ohne Altersbeschränkung

Multiplayer

2 Spieler per Spiltscreen / Online-Rennen bis zu 4 Gegner

Auflösungen  

480p, 720p, 1080i
Sprachen deutsche Texte, englische Sprachausgabe

Anno 1995, damals noch auf der Ur-Playstation, gab die Ridge Racer-Serie ihr Debut in den Wohnzimmern der Rennspiele-Fans und konnte sich auf Anhieb als einer der besten Arcade-Racer behaupten. Abgesehen von einer geplanten, aber nie erschienen PC-Umsetzung von Ridge Racer Evolution, blieben die Entwickler nicht nur der Konsolenwelt treu, sondern bedienten im Laufe der Jahre ausschließlich die Systeme von Sony und Sega. Unter diesem Aspekt war es schon eine Besonderheit, als Microsoft im Jahr 2005 verlauten lies, den kommenden sechsten Teil exklusiv für die XBOX360 ankündigen zu können. Nun - trotz bekanntermaßen "schlank" ausgestattetem Arcade-Prinzip, punktete die Serie immer wieder durch hervorragendes Gameplay , so dass der hier vorliegende XBOX360-only Titel hohe Erwartungen erfüllen muss.

Schnallen Sie sich an, und lesen Sie unser Ridge Racer 6 Review, um zu erfahren, ob dieser Titel an Need for Speed vorbeiziehen kann.

Gameplay 

In der Vergangenheit kritisierte die Spielewelt bei fast allen Versionen eine zu geringe Auswahl der Strecken bzw. Spielmodi. Nun - zumindest hinsichtlich der Streckenvielfalt haben sich Entwickler dieses Mal spürbar mehr Mühe gegeben und bieten mit ca. 30 (teils sehr unterschiedlichen) Strecken (in 5 Szenarien) , deutlich mehr Abwechslung an, als jemals zuvor. Leider war dies aber schon die einzige Verbesserung gegenüber den Vorgängern was das Gameplay betrifft, denn beispielsweise bei den Spielmodi bietet Ridge auch im Jahr 2006 nicht mehr als klassische Hausmannskost. So darf im Singleplayer-Modus neben dem obligatorischem Quick-Race nur noch der "Ridge-Universe" Modus gewählt werden. Hierbei kann der Spieler den Spielverlauf zwar selbst beeinflussen, aber durch völligen Verzicht auf einen ausgereiften Story-Modus, erscheint diese Funktion lediglich als künstliche Spielumfang-Aufblähung.  



In Bezug auf die Steuerung ist Ridge Racer ja sowieso schon ein sehr spezieller Fall: gefühlvolles Einlenken und punktgenaues Herausbeschleunigen scheint den Entwicklern völlig unbekannt zu sein. Stattdessen vermittelt das (nicht vorhandene) Fahrgefühl auf den Geraden den Eindruck einer Bahnfahrt, doch sobald sich eine Kurve nähert, reicht schon ein kurzes Lupfen des Gaspedals, um das Heck ausbrechen zu lassen. Mit dieser völlig übertriebenen Steuerung hat Ridge Racer eigentlich nichts mehr mit einem Rennspiel zu tun. Die Nutzung der Cokpitperspektive macht daher auch relativ wenig sinn, denn beim Kurvenfahren dreht sich da Auto so stark, dass meistens nur der Innenscheitel der Kurve zu sehen ist. (Leider gibt es als Alternative keine Motorhaubenansicht, sondern nur ein Blick aus der Third-Person Perspektive)


Auswahl der Rennen im Story-Mode. Eigentlich absolut überflüssig, denn die Rennen sind alle gleich.

So verwundert es auch nicht, dass klassisches Rad-an-Rad Racing gar nicht möglich ist. Das Suchen nach dem spätestmöglichen Bremspunkt spielt hier genauso wenig eine Rolle, wie die Fahrphysik an sich. Abgesehen von den Geschwindigkeiten fahren sich alle Vehikel sehr ähnlich. Immerhin bleiben sich die Entwickler auch in Bezug auf die Fahrmodi ihren Prinzipien treu: Abwechslung ist Mangelware. Die Events bestehen ausnahmslos aus kurzen Rennen, wo wir jedesmal von hinten das Feld aufrollen dürfen. Damit der Ungerechtigkeit noch nicht genug: das Starterfeld versammelt sich zu Beginn des Rennens nicht etwa auf der Start-Ziel Linie - nein, gleich zu Beginn des Rennens liegen die führenden Autos rund eine halbe Runde vorne. Da heist es also aufholen. Alleine schon deswegen sollte klar sein, dass hier absolut kein Balancing zwischen CPU- und Spieler gegeben ist. Das eigene Auto fährt schneller als die CPU-Pendants und muss schlichtweg nur innerhalb der vorgegeben Runden am Erstplatzierten vorbeimanövriert werden. Welche spielerische Glanzleistung ....  


Das Pac-Man Mini-Game in den Ladesequenzen macht mehr Spaß als Ridge Racer...

Doch damit uns niemand eine unsachlich, zu negative geprägte Berichterstattung vorwerfen kann, möchten wir zur Abwechslung auch einmal einen positiven Aspekte dieses Spieles erwähnen: nach langem Überlegen ist uns dann eingefallen, dass immerhin die Wiederholung der (langweiligen) Rennen abgespeichert werden kann...

In spielerischer Hinsicht ist Ridge Racer 6 unserer Meinung nach eine Bankrotterklärung der Programmierer. Wir haben schlichtweg kein Bedürfniss gehabt, dieses Spiel auch noch im Online-Modus zu testen. Selbst wenn hier ein ruckelfreier, problemloser Ablauf realisiert worden wäre - das schlechte Spiel wird dadurch auch nicht besser. Wenn wir RidgeRacer 6 mit einem reellen Auto assoziieren wollten, wir würden uns für einen leistungsschwachen Kleinwagen entscheiden: macht keinen Spaß, keine coole Ausstattung und man ist froh, wenn man damit nichts mehr zu tun hat und sich den schönen Dingen im Leben zuwenden kann.

Grafik: 

Grafisch ist Ridge Racer überzeugender als beim Gameplay. Die farbenfrohe, kontrastreiche Grafik sorgt für ein deutlich lebendigeres bzw. frischeres Erscheinungsbild, als beim etwas trüben Need for Speed Most Wanted. Seinem Konkurrenten hat RR6 auch eine jederzeit (!) stabile Framerate vorraus und erinnert zunächst einmal etwas mehr an Project Gotham Racing 3. Trotzdem ordnen wir die gesamte visuelle Vorstellung leicht unterhalb der beiden anderen Racing-Spiele ein: der Hauptgrund dafür liegt in der sehr künstlich und steril wirkenden Landschaftsdarstellung. Die eifrig verstreuten animierten Objekte, wie Windräder oder Helikopter bestärken diesen Eindruck sogar noch, weil sie sehr aufgesetzt wirken. Weitere Negativpunkte stellen die etwas lieblosen Fahrzeugmodelle dar, als auch die teilweise sehr einfach dargestellten Objekte am Straßenrand (Häuser, etc.).


Authentische Wagenmodelle ? Nicht bei Ridge Racer !

Beim Umschalten auf die HDTV Grafik profitiert RR6 zwar sichtlich von der höheren Auflösung, doch durch die nicht extrem detaillierten Texturen kann das Spielerlebnis nicht in dem Maße mitwachsen, wie bei anderen Games. Mit 6,5 Punkten ordnen wir Ridge Racer im grafischen oberen Mittelfeld ein.

Sound: 

Während des Testens stellten wir uns permanent eine Frage: "Staubsauger, oder Küchengerät ?". Die Rede ist selbstverständlich vom Motor-Sound, der in diesem Spiel fast schon unverschämt schlecht getroffen wurde. Selbst mit hochwertigsten Surround-systemen waren so gut wie keine Unterschiede der verschiedenen Fahrzeuge auszumachen ( wobei es ja streng genommen sowieso egal gewesen wäre, nach welcher Staubsauger- oder Küchengerätemarke sich die Vehikel angehört hätten ). Unserer Meinung nach, sollten sich die Spielentwickler entweder mal in richtige Autos setzen, oder einfach mal bei den Kollegen von Need for Speed oder Project Gotham Racing Nachhilfe nehmen. 


Eigentlich könnte das Game richtig Spaß machen, das Streckenlayout ist zuweilen sehr gut.

Doch damit nicht genug ! Den endgültigen akustischen Todesstoss verpasst dem Spiel, das Duett aus lästigem Kommentator (auf Kindergarten-Niveau) in Kombination mit "wanna-be" Technomusik, die wohl sogar den entsprechenden Fans nicht im Ansatz gefallen dürfte und besonders mit ihrem undefinierbarem, konturlosem Bass jede Anlage schlecht klingen lässt. Einziger Lichtblick sind die gelegentlich aufkommenden Split-Surround Effekte, wobei auch in diesem Fall von genauer Effektortung nicht die Rede sein kann und bestenfalls eine vage vorne/hinten Ortung möglich ist.

Mehr wie 3 Wertungspunkte könnten wir hier eigentlich nicht vergeben - aus purer Dankbarkeit für die abschaltbare Musik und den Kommentator, erhöhen wir großzügig auf knappe 3,5 Punkte.

Fazit:

Bei all den gezeigten Mängeln bleibt uns leider keine andere Alternative, als dieses Spiel mit einem "Ausreichend" Prädikat abzustrafen. Wenn ein Hersteller für 69,99 Euro ein Spiel anbietet, welches sowohl technisch als auch spielerisch solche starken Defizite aufweist, können wir nur fassungslos den Kopf schütteln. Die Testphase von Ridge Racer 6 geriet schon nach wenigen Spielstunden mehr zur Tortur und brachte außer Langeweile auch recht viel Frust hervor. Gegnerintelligenz und Fahrphysik sind in diesem Spiel definitiv nicht dafür geschaffen, das Spielerlebnis positiv zu beeinflussen. Wie es besser geht, zeigt Need for Speed: Most Wanted, als auch Project Gotham Racing 3. Beide Spiele sind zwar grundverschieden, sprechen aber durch konsequente Ausrichtung auf Simulation bzw. Arcade das anvisierte Puplikum sehr gut an. Ridge Racer hat hingegen die Schwächen von beiden, ohne jedoch auch herausstechende Reize zu bieten. Wenn dieses Spiel um die 20-30 Euro kosten würde, wären wir bei unserer Beurteilung deutlich gnädiger und würden dem Game zumindest eine Daseins-Berechtigung attestieren. Aber in dem momentanen Zustand ist das Gebotene einfach zu wenig für knappe 70 Euro. So kommt Ridge Racer wenigstens zur (zweifelhaften) Ehre, mit dem schlechtesten Preis-/Leistungsverhältnis bei AREADVD ausgezeichnet zu werden. 

Ridge Racer würgt den Motor schon beim Rennstart ab und muss seine Genre-Konkurrenten einsam ziehen lassen.
   
XBOX360 Games - Rennspiele
Test: 10.April 2006
Preis-/Leistung:


+ im Vergleich zu den Vorgängern deutlich bessere Streckenvielfalt
+ grafische Umsetung kann im HDTV Modus ansatzweise gefallen
+ Pac-Man Mini-Game integriert, was den Langzeitspielspaß von Ridge Racer 6 enorm erhöht

- Gameplay sehr eintönig, langweilig und frustrierend
- akustische Umsetzung nicht XBOX360-würdig
- keine originalen Fahrzeugmodelle
- völlig unrealistische und übertriebene Fahrphysik

Dieses Spielereview wird Ihnen präsentiert von CDEDVDIREKT.


Unsere Testkriterien

Review von Lars Mette

10.4.2006