Großes Special: Extended Surround-Tonformate

Ein Schlagwort bekommt immer mehr Gewicht im Home Cinema-Universum: Extended Surround. Was sich genau dahinter verbirgt, was es akustisch nutzt und welche Komponenten für einen akkuraten Betrieb erforderlich sind - lesen Sie alle relevanten Informationen in unserem großen Special.

Wozu Extended Surround?

Sämtliche Extended Surround-Varianten, kommen sie nun von DTS oder von Dolby, haben eines gemeinsam: Die klangliche Verbesserung findet quasi hinter dem Rücken des Zuhörers statt. Früher, zu Dolby ProLogic-Zeiten, genügten ein linker und ein rechter Surroundlautsprecher, die mit dem selben Signal versorgt wurden - also lediglich ein einkanaliges Signal, via Matrix aus dem Pro Logic-codierten Stereo-Ton gewonnen und auf die zwei Surroundlautsprecher verteilt. Dann, mit dem Aufkommen zunächst von Dolby Digital, und von DTS, begannen die diskret aufgebauten Mehrkanalsysteme ihren Durchmarsch. Nun war es vorbei mit dem schlichten Mono-Signal für die Surroundbeschallung. Im Surroundbereich sahen Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1 zwei Kanäle mit dem vollen Frequenzspektrum von 20 Hz bis 20 kHz vor, in Bezug auf die Realität des Klangbildes einem echten Quantensprung gleichkam. Die Effektdarstellung wurde viel sauberer, präziser, und der Hochtonbereich glänzte nun nicht mehr durch Abwesenheit, sondern war klar und deutlich zu vernehmen. Das gesamte Surround-Klangbild gewann an Räumlichkeit, an Natürlichkeit, plötzlich war man ins Geschehen integriert. 

Doch den Toningenieuren bei Dolby und DTS war diese akustische Steigerung auf Dauer nicht genug: Was passiert mit Geräuschen, die genau hinter dem Zuhörer auftreten? Ein Auto, das vorbei fährt, ein Pfeil, der hinter dem Auditorium von links nach rechts schießt, ein Flugzeug, das abstürzt, oder, weniger dramatisch, eine zufallende Tür ? Bislang entstand ein Klangloch zwischen dem linken und dem rechten Surroundlautsprecher, eine komplette Darstellung dieser Effekte war nicht möglich, was für eine Lücke im Traum vom 360 Grad-Panorama-Klangbild sorgte. Vorne gab es schon seit den seligen Dolby Pro Logic-Zeiten einen Center-Lautsprecher - warum sollte man so etwas nicht auch für den Surround-Bereich einführen? Die Idee des Back-Surround-Centers war erfunden, Dolby brachte zunächst sein Dolby Digital EX-System auf den Markt. Der erste Film in der neuen Tonnorm war "Star Wars - Episode I - The Phantom Menace". Seitdem sind schon viele Kinofilme in Dolby Digital EX herausgekommen.

Dolby Digital 5.1 EX und DTS ES Matrix/Discrete 6.1

Dolby Digital 5.1 EX

Das Rezept bei Dolby Digital EX ist: Man nehme von früher her bekanntes und verknüpfe es mit 5.1-Mehrkanaltechnik: Man entschloss sich für ein simples und abwärtskompatibles Verfahren, welches in ähnlicher Art und Weise bereits bei Dolby Surround für die Generierung des Centers aus einem Stereosignal angewendet wurde: Das dem Back Surround-Center zugedachte Signal wird durch eine Matrix geschliffen und auf die beiden Surround-Lautsprecher gleichmäßig verteilt. Ein Zusatzdecoder extrahiert dann aus dem gematrixten Signal für die Surroundspeaker wieder die Signale für die Links/Rechts-Surroundlautsprecher und für den Back Surround Speaker. Ist die DVD entsprechend gekennzeichnet, wird im Dolby Digital-Bitstream eine zusätzliche Kennung (Flag) mitgeliefert, die dem digitalen 6.1-Decoder die Anweisung gibt, das Signal der beiden hinteren Kanäle durch eine Matrix-Schaltung zu ziehen und das Center-Signal zu erzeugen (was, siehe weiter unten, manchmal noch mit einigen Problemen in der Praxis verbunden ist). Ist die DVD ohne Kennung, muss die Matrix manuell aktiviert werden. Mit dieser manuellen Aktivierung verbunden ist auch die Möglichkeit, in reinem 5.1 aufgenommene Soundtracks ebenso mit dem zusätzlichen Back Surround-Kanal anzuhören.  Ein herkömmlicher 5.1-Decoder, der mit der EX-Kennung nichts anzufangen weiß, gibt wie gehabt, nur ein Stereo-Signal auf den hinteren Kanälen wieder, in dem auf beiden Kanälen das Signal des Centers vorhanden ist.

DTS ES Discrete 6.1

Im Gegensatz zu Dolby Digital, wo es ausschließlich eine matrixbasierte Version des 6.1-Surrounds gibt, geht die Konkurrenz von DTS einen Schritt weiter: Bei DTS ES Discrete 6.1 sorgt, wie der Name schon sagt, nicht eine Matrix für die Zuweisung des Signals für den Rear Surround Center, sondern ein weiterer diskreter Kanal. Somit wird das Klangbild im Surroundbereich noch realer, denn neue Effektkombinationen, die nur mit Hilfe einer Matrix nicht darstellbar sind, können nun erstellt werden: Kombinierte Effekte können so zum Beispiel aus dem linken Surroundlautsprecher und dem Back Surround-Lautsprecher kommen, während der rechte Surroundlautsprecher schweigt. Ebenfalls ist die Dynamik des diskreten Kanals weitaus höher als die des Back Surround-Matrixkanals, da der zusätzlich Kanal das volle Frequenzspektrum von 20 Hz bis 20 kHz abdeckt. 

Bei den aktuellen AV-Verstärker- und AV-Receiver-Modellen mit DTS Extended Surround-Funktion ist der DTS ES Disrete-Decoder mit dem DTS ES Matrix-Decoder (Erklärung siehe weiter unten, Logo siehe oben) kombiniert. Je nach der zu bearbeitenden Signalquelle wird dann die eine oder die andere Art des ES-Decodings angewendet.

Ist der AV-Verstärker/Receiver ein älteres Modell und ausschließlich mit einer simpleren DTS ES Compatible 6.1 Matrixschaltung für den Back Surround-Bereich (solche Modelle sind praktisch nicht mehr auf dem Markt zu finden, wer jedoch ein Gebrauchtgerät kauft, wird noch ein Angebot an Geräten mit einer solchen einfacheren Matrix finden - weitere Erklärungen siehe unten) ausgestattet, kann der Ton für den Back Surround Channel auch via Matrix erzeugt werden. Technisch funktioniert das folgendermaßen: Eine DTS ES Discrete 6.1-DVD trägt einmal die zusätzliche Klanginformation in einer für einen zusätzlichen diskreten Kanal enthaltenen Toninformation. Gleichzeitig aber ist zu 50 Prozent im linken und zu 50 Prozent im rechten "normalen" Surroundkanal auch die für die Matrix des Back Surround Channels enthaltende Toninformation enthalten. Wenn nun der Verstärker oder Receiver einen diskreten Kanal für den Back-Surround-Bereich besitzt, ist die Toninformation für die Matrix natürlich nicht gefragt. Sie wird daher akustisch "ausgelöscht": Die im linken und im rechten Surroundkanal enthaltene Toninformation für die Matrix werden phasenverkehrt (180 Grad) abgebildet, so dass damit nichts mehr zur Matrix gelangt. Wenn hingegen der Verstärker/Receiver nur über eine Matrix für den Back Surround verfügt, dann wird über diese das Signal für den hinteren Center-Kanal erzeugt. Sollte es sich lediglich um einen 5.1 Verstärker oder 5.1 Receiver handeln, ist die Wiedergabe einer DTS ES Discrete 6.1 DVD ebenfalls kein Problem: Ein herkömmlicher 5.1-Decoder, der mit der EX-Kennung nichts anzufangen weiß, gibt wie gehabt, nur ein Stereo-Signal auf den hinteren Kanälen wieder, in dem auf beiden Kanälen das Signal des Centers vorhanden ist.

DTS ES Matrix-Normen

Doch DTS ist auch auf dem Matrix-Sektor aktiv. Hier sind zwei Versionen zu unterscheiden:

  • DTS ES Compatible 6.1. Inzwischen nicht mehr auf dem Markt anzutreffen, daher nur für den Gebrauchtkauf älterer AV-Receiver bzw. -Verstärker interessant. Bei DTS ES Compatible 6.1-Geräten wird eine vom betreffenden Hersteller selbst entwickelte und ohne "offizielle" DTS-Lizenz eingebaute Matrix für den Back Surround-Kanal verwendet. Die DTS ES Compatible 6.1-Geräte haben daher nicht das DTS ES-Logo auf der Gerätefrontplatte. 
  • DTS ES Matrix 6.1 greift im Surroundbereich auf das DTS Neo:6-System zurück. DTS Neo:6 soll normalerweise dazu dienen, herkömmliche Zweikanal- oder Surroundsignale mittels eines präzisen Decoders auf 6.1 Kanäle aufzupolieren. Eine genaue Eingangssignal-Kennung und die Matrix in Kombination erlauben für alle 6.1-Kanäle eine Reproduktion des gesamten, von 20 Hz bis über 20 kHz reichenden Frequenzspektrums. Auch soll eine sehr gute Kanaltrennung möglich sein, DTS spricht vom selben Pegel wie dem beim digitalen diskreten System. Neo:6 findet sozusagen in einer "abgespeckten" Version für den Surroundbereich Verwendung.
THX-Nachbearbeitung und Extended Surround

THX Surround EX

Ursprünglich entstand THX Surround EX durch die Zusammenarbeit zwischen THX und Dolby. Der Unterschied zwischen Dolby Digital EX und THX EX: Bei der THX-Variante kommen zusätzlich zu den zwei Surround-Lautsprechern hinten links und rechts anstatt einem zwei Back-Surround-Lautsprecher zum Einsatz, die in der Mitte des Hörraums mit geringem Abstand voneinander und räumlich hinter den Dipolen für die Surroundkanäle angebracht werden. Verwendet werden sollten bei der THX-Spezifikation auch im Rear Surround-Bereich Dipole. Wenn Direktstrahler aus Raumgründen Verwendung finden, so ist darauf zu achten, dass sie aus der selben Lautsprecherfamilie stammen wie die Frontlautsprecher und der Center-Lautsprecher. Zusätzlich findet im dafür zuständigen Prozessor im Receiver/Verstärker noch die Home THX-Nachbearbeitung statt. Die einzelnen Parameter:

  • Re-Equalization: Wird ein Filmsoundtrack auf der Heimkinoanlage wiedergegeben, kann der Gesamteindruck von einem zu grellen, unnatürlichen Klangbild negativ beeinflusst werden, da die Soundtracks für die Wiedergabe in großen Kinosälen mit ganz anderen Klangvoraussetzungen konzipiert sind. Das THX Re-Equalizing soll von daher die Adaption vom großen Kinosaal ins kleinere Heimkino vornehmen, damit der Klang auch dort mit einer natürlichen Kulisse aufwarten kann

  • Timbre Matching: Je nachdem, aus welcher Richtung das menschliche Ohr Klänge wahrnimmt, ändert es seine Klangwahrnehmung. Im Kino sind von daher viele Lautsprecher um die Zuschauer herum montiert, um ein möglichst reales Klangbild ohne Klanglöcher zu realisieren. Im Heimkino finden nur zwei Surroundlautsprecher bei herkömmlichen DD- oder DTS-5.1 beziehungsweise 4 Surroundlautsprecher bei THX EX Verwendung. Timbre Matching filtert die zu den Surroundlautsprechern transportierte Klanginformation, um so eine optimale Anpassung des Toncharakters von den Front- und den Surroundlautsprechern zu erreichen, was zu einem natürlichen und harmonischen Klangbild beitragen soll.

  • Adaptive Decorrelation: Oftmals ist zu beobachten, dass das Klangbild aus den Surroundlautsprechern zu dünn, wenig plastisch und dadurch unharmonisch wirkt. Dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn sich der Zuhörer von der exakt mittleren Sitzposition entfernt. Diesen Negativmerkmalen soll die "Adaptive Decorrelation" entgegen wirken: Die Zeitdauer des einen Surroundkanals und das Phasenverhältnis bezüglich des anderen Surroundkanals wird verändert. Damit wird zweierlei erreicht: Zum ersten ein ausgewogenes Klangbild auch abseits der genau mittig angeordneten Hörposition, zum zweiten ein voluminöserer Eindruck des Klanganteils aus den Surroundlautsprechern.

THX, THX Ultra, THX Ultra II, Home THX, THX Surround EX, Re-Equalization, Timbre Matching und Adaptive Decorrelation sind Warenzeichen von Lucasfilm Ltd. Das THX Postprocessing funktioniert aber auch für DTS ES Matrix 6.1, seit kurzem auch für DTS ES Discrete 6.1. Es ist (siehe Denon AVC-A11SR) auch mit der herkömmlichen THX-Nachbearbeitung möglich, DTS ES Discrete mit der Erkennung des diskreten Back Surround-Kanals gemäß den THX-Spezifikationen nach zu bearbeiten. Selbstverständlich gegeben ist die fachgerechte DTS ES Discrete-Erkennung bei der neuen THX-Evolutionsstufe THX Ultra 2.

Über THX Ultra II

THX Ultra 2 ist die erste THX-Variante, die vollständig für digitale Heimkino-Tonnormen entwickelt wurde. Auch die Extended Surround-Tonnormen von Dolby und von DTS wurden bei der Entwicklung berücksichtigt. So bietet THX Ultra II auch ein weiter gehendes Post Processing, DTS ES Discrete 6.1 ist ebenfalls voll integriert: Der zusätzliche diskrete Kanal auch als ein solcher erkannt und mit dem THX Post Processing versehen. Neu bei Ultra 2 ist die Aufteilung in Cinema- und Music Mode. Der Cinema Mode ist optimiert für Wiedergabe von 5.1-Material über ein 7.1-Lautsprechersystem und soll die Vorteile von Extended Surround auch bei eigentlich in 5.1 vorliegendem Material akustisch optimal ausnutzen. Alle 8 an einem EX-System beteiligten Lautsprecher werden optimal aufeinander abgestimmt. Um dies für den Back Surround-Bereich zu ermöglichen, stellt der Heimcineast die Entfernung zwischen den beiden Back Surround Lautsprecher ein. Man kann einstellen, wie weit die beiden Back Surround Lautsprecher voneinander entfernt sind. Diese Einstellung benötigt THX Ultra 2, damit ASA richtig arbeiten kann. Zur Wahl stehen: "TOGETHER" für Abstände von unter 1,2 Metern, oder "APART" für Abstände zwischen beiden Surround Back Lautsprechern, die größer als 1,2 Meter sind. Diese Einstellung benötigt THX Ultra 2, damit ASA (Advanced Speaker Array) richtig arbeiten kann und die Surround- und Back Surround-Klangkulisse als homogenes Ganzes erscheint. Wer Material hat, welches in Dolby Digital 5.1 EX vorliegt, verwendet nach wie vor THX Surround EX und nicht THX Ultra 2 Cinema. Erstmalig bei THX gibt es auch einen Music Mode, der besonders für DTS 96/24 und  Musik-DVDs in DD 5.1 und DTS 5.1 prädestiniert ist. 

Der Music Mode nutzt die Lautsprecher-Aufstellung eines THX EX-Systems mit zwei Surround- und zwei Back Surround-Lautsprechern, die Boxen werden jedoch anders konfiguriert als für die Wiedergabe von Heimkino-Ton: So wird die linke Surround- mit der linken Back Surround-Box zusammengeschaltet, die rechte Surround- mit der rechten Back Surround-Box. Sinn dieses Unterfangens ist es, räumlich gesehen zwischen dem jeweiligen Surround- und Back-Surround-Lautsprechers eine Phantomschallquelle zu erzeugen, deren Klangeindruck aufgrund der Position und des Abstrahlverhaltens dem Klangbild eines normalen Direktstrahlers (also der Lautsprecherart, die für die akkurate Musikwiedergabe am besten geeignet ist) ähnlich sein soll. THX will somit erreicht haben, dass über ein und dasselbe Lautsprechersystem sowohl die Musik- als auch die Kinotonwiedergabe qualitativ überzeugend vonstatten gehen soll. In der Praxis entpuppt sich THX Ultra II Music nicht als "fauler Kompromiss", sondern als brauchbares Feature: So wird eine raumfüllende, aber trotzdem präzise Musikwiedergabe von guter Dynamik erreicht. Auch wenn nicht das Niveau physisch vorhandener Direktstrahler erreicht wird: Im Rahmen der Möglichkeiten einer virtuellen Erzeugung ist das Ergebnis beachtlich gut. 

Neu bei Ultra 2 ist auch die Boundary Gain Compension. Die Funktion ist für die Verwendung des Verstärkers mit einem THX Ultra 2-zertifizierten Subwoofer bestimmt und hat folgende Aufgabe: Bestimmte akustische Voraussetzungen des Hörraums (Struktur der Wände, Aufbau des Raums) sowie die Position des Hörplatzes und des Subwoofers sorgen in verschiedenen Fällen für eine störende Überbetonung der tiefen Frequenzen, so dass der Subwoofer manchem Hörer als zu dominant erscheint. Hier greift die Boundary Gain Compension ein und gleicht übermäßig starke Basstöne, die auf einem Grenzverstärkungseffekt beruhen, aus. Um alle THX Ultra 2 Features nutzen zu können, ist ein komplettes 7.1 Lautsprechersystem erforderlich.

Extended Surround in der Hörpraxis

Auto Flag Detect bei DTS ES und bei Dolby Digital EX/Kompatibilität zu DVD-Playern

Unter Auto Flag Detect versteht man ein im Bitstream der DTS ES- beziehungsweise Dolby Digital EX-codierten DVD mitgeliefertes Zusatz-Signal, welches dem Decoder im entsprechend ausgestatteten AV-Verstärker oder -Receiver die Anweisung erteilt, dass die Back Surround Matrix (beziehungsweise im Falle DTS ES Discrete 6.1 der zusätzliche diskrete Kanal) mitlaufen soll, da das Tonmaterial EX- oder ES-codiert ist. Während im Falle DTS ES dieses System hervorragend bei allen DTS ES-codierten DVDs funktioniert und der Decoder immer das Flag erkennt und in den ES-Mode wechselt, ist es bei Dolby Digital EX komplexer. Zwar war es auch bei Dolby Digital EX möglich, beim Encodieren ein Flag einzuarbeiten, welches für die Zuweisung des EX-Signals an den Decoder zuständig sein sollte, aber es nutzte nichts - denn die marktgebräuchlichen Dolby Digital-Decoder verstanden das Flag nicht und hätten somit den elektronischen "Einsatzbefehl" für die Back Surround Matrix nicht ausführen können. Somit musste der Benutzer manuell die Back Surround Matrix aktivieren, wollte er in den Genuss des zusätzlichen Back Surround Kanals kommen. Erst mit der aktuellen Version des Dolby Digital Encoders legte Dolby nach, nun ist auch ein Flag integrierbar, welches die Decoder der handelsüblichen Geräte verstehen, somit sollte bei den neusten DD EX-DVDs die Auto Flag Detect Funktion auch bei Dolby Digital 5.1 EX aktiv werden - was aber in der Praxis noch immer nicht völlig reibungslos funktioniert. Zur Kompatibilität der EX- und ES-Formate zu handelsüblichen DVD-Playern: Jeder DVD-Player ist in der Lage, den Bitstream aller Extended Surround-Tonnormen über den optischen und den koaxialen Digitalausgang auszugeben. Ausschlaggebend ist, was der Verstärker oder Receiver decodieren kann.

Ein oder zwei Back Surround-Lautsprecher?

Auch, wenn man, wie beispielsweise bei THX Ultra 2 notwendig, zwei Back Surround-Lautsprecher verwendet: Beide Boxen bekommen das identische Signal zugeführt. Der Aufbau von zwei Lautsprechern bringt aber im Vergleich zur Lösung mit nur einem Back Surround Lautsprecher verschiedene Vorteile mit sich. So ist aufgrund psychoakustischer Phänomene die Ortung der Effekte als von hinten aus der Mitte kommend für die menschliche interne "Signalverarbeitung" einfacher zu realisieren. Weiterer Vorteil: Die klanglichen Veränderungen, die bei lediglich einem Back Surround-Lautsprecher durch eine leicht veränderte Sitzposition oder durch Bewegungen des Zuhörers Disharmonien beim Empfinden der Räumlichkeit der von hinten kommenden Geräusche verursachen können, wird durch einen weiteren Lautsprecher gut kompensiert. Ebenfalls nimmt die räumliche Dichte der gesamten Vorstellung weiter zu, die Impression eines allumfassenden Gesamt-Klangfelds ist intensiver gegeben. Wir raten daher: Ist es räumlich möglich, sollte man gleich zu zwei Back Surround-Lautsprechern greifen. 

Nutzung der Back Surround Lautsprecher bei normalem 5.1 Material

Prinzipiell kann man sich auch Filme in Dolby Digital 5.1 oder DTS 5.1 mit aktivierter Back Surround Matrix anhören. Sehr gut ist das Ergebnis bei Filmen neueren Datums mit lebhafter 5.1-Abmischung. Eine zusätzliche Verbesserung kann man noch bei Verstärkern/Receivern mit THX Ultra 2 erzielen, denn, wie oben beschrieben, ist THX Ultra 2 für die 7.1 Wiedergabe von 5.1 Material optimiert. Mit einem hervorragend räumlichen, sehr dichten Aufbau ist es wirklich erstaunlich, wie viel THX Ultra 2 im Movie-Modus auch aus normalem 5.1 Material herausholt.  Auch der THX Ultra 2 Musik-Modus ist empfehlenswert, wenn ein voluminöses, räumlich dichtes Klangbild mit gutem Aufbau und immer noch einer ordentlichen Präzision bei Musik-DVDs in Dolby Digital oder DTS 5.1 vom Zuhörer gewünscht wird.  Bei AV-Verstärkern und -Receivern ohne THX Ultra 2 ist der Einsatz der Back Surround Matrix im Musikbetrieb eine zwiespältige Sache. Denn einerseits nimmt - bei Aufnahmen mit reger Surroundakustik - das Volumen zwar hörbar zu, andererseits leidet die Präzision. Alles wirkt etwas schwammiger, aufgesetzter. Daher ist es wirklich abhängig von der gehörten Musik, von der Raumakustik und vom persönlichen Geschmack, ob man die Back Surround Matrix im Musikbetrieb aktivieren sollte. Am besten ist es, in der täglichen Hörpraxis verschiedene Varianten auszuprobieren. Der Einsatz der Back Surround Matrix bei 5.1-Filmen mit einer eher zurückhaltenden und unspektakulären Surround-Klangkulisse ist nicht anzuraten: Dadurch, dass die Back Surround Matrix von den sowieso nicht allzu reichlich durchsickernden Klanganteile, die an den linken und rechten Surroundlautsprecher abgeführt werden, nochmals einen Teil für sich beansprucht, kann das Klangbild insgesamt nicht befriedigen: Es konzentriert sich ein zu hoher, dumpf-monoaural klingender Klanganteil um den oder die Back Surround-Lautsprecher.

Der Aufbau und die passenden Lautsprecher

Back Surround bringt eine tatsächliche Besserung bezüglich der klanglichen Homogenität und des Volumens - allerdings nur, wenn man bestimmte Regeln beim Aufbau befolgt. So sollten die beiden Surround- und Back Surround-Lautsprecher alle auf exakt der gleichen Höhe befestigt sein - denn in unterschiedlicher Höhe angebrachte Back Surround Lautsprecher bringen nur eine Verschlechterung der Akustik gegenüber normalem 5.1-Sound. Wie hoch bzw. tief die Lautsprecher platziert werden, hängt von den Lautsprechern, den raumakustischen Gegebenheiten und vom persönlichen Geschmack ab. Grundsätzlich sollte man aber die Lautsprecher nicht unterhalb der Ebene, auf dem sich das Ohr des Hörers befindet, aufstellen. Ebenfalls ist davon abzusehen, die Lautsprecher direkt unterhalb der Raumdecke zu installieren. Dann brausen die Effektsalven im wahrsten Wortsinn über den Zuhörer hinweg - doch mittendrin wähnt man sich nicht. 

Auch wichtig: Man sollte nicht mit den Ohren sozusagen direkt am Back Surround Lautsprecher lauschen können - ein absolut inhomogenes, unnatürliches Klangbild ist die Folge, was die prinzipiellen Vorteile zusätzlicher Back Surround Lautsprecher ganz schnell in einen deutlich hörbaren akustischen Nachteil umwandelt, da man von den akustischen Bemühungen des linken und des rechten normalen Surroundlautsprechers so gut wie gar nichts mehr mitbekommt. Also muss die Couch in einem deutlichen Abstand (ab a. 1,5 Meter) von den Back Surround Lautsprechern aufgestellt werden. Auf jeden Fall sollten die verwendeten Lautsprecher aus der gleichen Produktfamilie stammen wie der Rest der Boxen. Vor dem Kauf ist anhand des persönlichen Hörempfindens und der räumlichen Bedingungen im heimischen Hörraum genau zu überprüfen, ob direktstrahlende Lautsprecher oder Dipole eingesetzt werden sollen. Für viele Heimkinofreunde mögen diese Sätze banal klingen - aber immer wieder sorgen nicht korrekt aufgebaute Anlagen, die aus eigentlich sehr brauchbaren Komponenten bestehen, für eine Schmälerung des Heimkinoerlebnisses. Dabei ist es gar nicht so schwer: Mit etwas Phantasie (und etwas Rücksichtnahme auf den surroundhungrigen Heimkinofan seitens der anderen Bewohner) lässt sich so manches bewerkstelligen. Klarer Rat aber an all diejenigen, die eigentlich keinen Platz für Back Surround-Boxen haben: Lieber weglassen. Bei schlechten räumlichen Bedingungen ergeben sich nur klangliche Nachteile. 

Tipps für exzellente 6.1- und 7.1-Lautsprechersysteme (nur eine kleine Auswahl, sortiert nach der Preisklasse):

Unsere AV-Verstärker und -Receiver-Kauftipps

Exzellente und günstige AV-Receiver mit Extended Surround-Fähigkeiten

  • Für 599,-- EUR ist der Denon AVR-1804 zu haben - mit überzeugender Ausstattung: Die eingebaute sechste Endstufe  kann man für den Back Surround-Kanal auftrennen, so dass es möglich ist, zwei Back Surround-Lautsprecher zu betreiben. Ansonsten ist der Denon prima ausgestattet und sehr leistungsfähig - ein rundes Angebot für Extended Surround-Einsteiger.

  • Der Pioneer VSX-D912 für 799,-- EUR bringt zwar nur sechs Endstufen mit, die Back Surround-Endstufe lässt sich aber für den Betrieb mit zwei Back Surround-Boxen aufsplitten. Zusätzlich verfügt der sehr gut verarbeitete AV-Receiver über Pioneers hervorragendes Lautsprecher-Einmeßsystem M.C.A.C.C. und ein räumlich sehr gut gelungenes Klangbild.

  • Ein Super-Schnäppchen ist der überragende Yamaha RX-V1400, denn zum Preis von 850,-- EUR werden volle sieben Endstufen mitgeliefert - und die haben es in sich, denn über Leistungsmangel brauchen sich selbst anspruchsvollere Anwender nicht zu beklagen. Auch ansonsten begeistert das Gerät mit seiner Vollausstattung inklusive Lautsprecher-Einmeßsystem (automatisch), reichhaltiger Anschlussbestückung und grundsolider Verarbeitung.

Die starke Oberklasse: Flexibel und leistungsstark

  • Sehr musikalisch, sehr dynamisch und mit THX Select-Zertifikat: Der Pioneer VSX-AX3 für 1.199,-- EUR bietet hervorragende Extended Surround-Eigenschaften. Die Verarbeitung erfüllt hohe Ansprüche, das Einmeßsystem M.C.A.C.C. erleichtert maßgeblich die Konfiguration der Surroundanlage.

  • Das wird bestimmt ein Hit: Der Denon AVR-3805 kommt mit aufwändigem neu entwickelten Lautsprecher-Einmeßsystem, hochwertigen Baugruppen, dem Highspeed-Interface Denon Link und mit bärenstarken Endstufen. Viel Technik für vergleichsweise wenig Geld: 1.349,-- EUR wechseln hier den Besitzer. Ein Test bei uns folgt.

  • Auch Harman Kardon möchte in Anbetracht der Bestrebungen der Konkurrenz, Hightech zum fairen Preis anzubieten, keinesfalls zurückstehen: Der AVR-630 ist ebenfalls voller aufwändiger Technik, zu der unter anderem ein extrem aufwändiges und flexibles Bassmanagement, eine penible Signalverarbeitung, eine großzügige Anschlussbestückung und eine Fernbedienung mit EZSet-Einmeßfunktion gehören. Wie üblich bei HK-Receivern verträgt der "neue Star" auch hohe Stromstärken. Der Preis: 1.299,-- EUR, auch ein Test folgt im Frühjahr.

Die Luxusklasse mit THX Ultra 2: Für EX- und ES-Sound in Perfektion

  • Dieses Jahr - so mutmaßen wir - erscheint der Nachfolger, daher wird der Onkyo TX-DS989 Upgrade 2 im Handel bestimmt günstiger zu erwerben sein. Ein schlechter Kauf ist der erstklassig verarbeitete AV-Receiver in keinem Fall: Er bietet eine hohe akustische Präzision, eine gediegene Ausstattung und eine durchdachte Bedienung.

  • Er ist attraktiv. Er ist edelst verarbeitet. Er kann mit viel Hingabe den Feingeist mimen, aber auch alle Arten von Effekten mit äußerstem Nachdruck durch den Hörraum schleudern. Sein Name: Marantz SR-9300. Seine Mission: Heimkino-, Mehrkanal-Musik- und Stereofreunde glücklich zu machen. Weitere Stärken: Perfekte Fernbedienung und Scartbuchsen für eine einfache Integration in die bestehende AV-Anlage. Ein hochklassiger Bolide für 3.500,-- EUR.

  • Die Ausstattung mit i.link, M.C.A.C.C., einem Videonormwandler, einer brillanten Fernbedienung und sehr guten DSP-programmen ist herausragend - doch der Pioneer VSA-AX10i-S klingt auch spitzenmäßig: Mit viel Dynamik, Ausdruckskraft und Sensibilität ermöglicht der Referenzverstärker Heimkino- und Mehrkanal-Musik-Hörvergnügen vom Allerfeinsten. Mit 5.000,-- EUR zwar extrem teuer, aber auch extrem gut.

  • Er hat einfach alles: Kraft über alle Maßen, eine durchdachte, sehr noble und aufwändige Ausstattung, alle THX- und DSP-Möglichkeiten, einen internen hochwertigen Videoscaler - kurzum, ein echter Traum-Bolide, der Yamaha DSP-Z9. Mit einem Preis von 4.599,-- EUR fällt das neue Flaggschiff der japanischen DSP-Experten noch nicht einmal preislich aus dem Rahmen der Bolidenklasse. Wir warten sehnsüchtig auf unser Testgerät.

  • Seit neuestem heißt er AVC-A1SRA und verfügt zusätzlich über einen Dolby Pro Logic 2x- und über einen HDCD-Decoder. Schon als Denon AVC-A1SR macht diese Highend-Maschine mit edelsten Baugruppen aber einen ausgezeichneten Eindruck. Klassische Optik, zukunftssichere Technik und Kraft für große Hörräume gibt es für 4.799,-- EUR.

Fazit

Immer mehr AV-Verstärker und -Receiver mit Extended Surround-Funktionalität kommen auf den Markt. Auch in günstigeren Preisklassen nimmt das Angebot stark zu - und das nicht ohne Grund, denn die Extended Surround-Formate sind in der Lage, durch den zusätzlichen Kanal einen noch umfassenden Panorama-Raumklangeindruck und ein dichteres Klangbild im Detail zu erzeugen. Damit das Ergebnis akustisch stimmt, muss das Lautsprechersystem im Heimkino optimal aufgestellt sein, um die optimale Performance sicher zu stellen. Bei korrekter Lautsprecheraufstellung und geeigneter Software ergibt sich ein hörbarer Vorteil, der zwar nicht so revolutionär ist wie der Schritt von Dolby Surround zu Dolby Digital und DTS 5.1, aber doch eine klangliche Lücke ausfüllt, die bisher zwischen dem linken und dem rechten Surroundlautsprecher bestand. Wer Extended Surround ernsthaft betreiben möchte, dem raten wir zum Kauf eines AV-Verstärkers oder -Receivers mit sieben Endstufen, denn alle Vorteile von ES und EX kommen erst in der kompletten 7.1 Konfiguration voll zum Tragen. Wer in kleineren Räumen, dazu eher alleine und nicht als kompromissloser Home Theatre-Fan ab und zu Filme in EX und ES anhört, wird auch mit einem 6.1-Lautsprechersystem zufrieden sein. 

Weiterführende Links

Hier erfahren Sie mehr über Heimkino-Technik:

Hier erfahren Sie alles Wissenswerte und Beratung zum Equipment-Kauf:

03. Februar 2004
Text: Carsten Rampacher