INFO: Bildeinstellung innerhalb der AV-Kette

15.11.2011 (cr)

Wer soll die Bildsignalbearbeitung übernehmen? Blu-ray-Player....

...AV-Receiver oder...

...Bildwiedergabegerät?

Oft kommt im Heimkino oder in der AV-Kette ein Blu-ray-Player, ein AV-Receiver als Schaltzentrale und ein Flachbildschirm beziehungsweise Beamer zum Einsatz. Nicht selten verfügen alle drei Geräte über einen eingebauten Video-EQ, und es stellt sich dem Anwender natürlich die Frage: Welchen Video-EQ nutze ich, möchte ich die bestmögliche Bildqualität erhalten?

Zunächst ist eines sehr wichtig: Es bringt nichts, an allen drei vorhandenen Video-EQs Einstellungen vorzunehmen, man bekommt so nur ein unharmonisches Bild, das nicht das Niveau hat, welches sich der anspruchsvolle Heimkinoliebhaber wünscht. Wichtig für eine korrekte Bildwiedergabe sind ferner zwei Dinge: Zum einen HD-Testbilder für die elementare Bildjustage von Helligkeit, Kontrast, Farbe und Schärfe, zum anderen Blu-rays, die man sehr gut kennt - weiteres Feintuning kann dann noch mit Hilfe bestens bekannter BDs gemacht werden, z.B. in Bezug auf verschiedene Rauschfilter und Bewegungsverbesserer. 

Für einen recht preiswerten Blu-ray-Player ist der Video-EQ des Panasonic DMP-BDT310 recht ordentlich. Zudem gibt es noch....

..verschiedene ab Werk vorprogrammierte Bildfelder und...

...erweiterte Bildeinstellungen, zu denen auch Auflösungsverbesserer gehören

Basisansprüche befriedigt der Video-EQ des Samsung BD-D6900

Zum Video-EQ kann nur gesagt werden, dass in vielen Blu-ray-Playern hier wenig Vielversprechendes steckt. Entweder es gibt nur einige ab Werk vorprogrammierte Bildfelder, die dann auf so schöne Namen wie Kino oder Animation hören, oder es finden sich meist zu grob gerasterte Regler für Helligkeit, Kontrast und Farbwiedergabe. Selbst ein elementar wichtiger Schärferegler ist nicht immer dabei. Manchmal findet sich noch ein meist global wirkender Rauschfilter. Wer einen solchen Video-EQ im BD-Player hat, sollte eines sofort machen: Ihn ausschalten, wenn sich in AVR und TV/Beamer noch Regelmöglichkeiten befinden. Der Blu-ray-Player wird dann im Bildmodus "normal" oder "Standard" betrieben und alle unter Umständen enthaltenen Filter- und Reglungsoptionen deaktiviert. Nur wenige, meist kostspielige, Blu-ray-Player haben Video-EQs mit entsprechender Qualität und Funktionsauswahl. Besonders löblich sind BDPs, wie z.B hochwertige, etwas ältere Geräte von Pioneer oder Denon, deren Video-EQs verschiedene Speicherplätze haben. Dann hat der Anwender den Vorteil, dass er sich z.B. für klassische Kinofilme, für TV-Übertragungen und für Animationsfilme jeweils ein eigenes Setup erstellen und dieses abspeichern kann. 

Sehr umfangreicher Video-EQ bei verschiedenen Onkyo-AVRs, hier beim Onkyo TX-NR809 

Die sechs Speicherplätze des Video-EQs kann man beim Yamaha RX-A3010 auch über die Apple iOS-App abrufen

Schaut man sich den AV-Receiver an, so sollte man erst einmal eines überprüfen: Kann der AVR überhaupt per HDMI eingehende Signale bearbeiten oder leitet er diese nur durch? Diese Bearbeitung heißt aber, sollte sie möglich sein, keinesfalls, dass es auch automatisch einen Video-EQ gibt. Vielmehr ist in erster Linie Sinn und Zweck, dass SD- oder 720p Signale vom AV-Receiver durch eine sogenannte Upconversion auf 1080p - also 1920 x 1080 Pixel Progressive/Vollbild - gewandelt werden. Erledigt der Blu-ray-Player dieser Aufgabe unzureichend, verwendet man den De-Interlacer und den Scaler des AV-Receivers. Um zu schauen, welches Gerät die Upconversion durchführen sollte,lohnt sich ein direkter Vergleich:

  1. BDP auf 1080p Bildsignalausgabe einstellen, AV-Receiver schleift Signal nur durch
  2. BDP auf Ausgabe des Quellsignals stellen (leider können manche BDPs nur minimal 480/576p ausgeben, so dass man das De-Interlacing in jedem Fall zwingend dem BDP überlassen muss) und beim AVR die Upconversion aktivieren, mit Ausgabe von 1080p über HDMI (geht auch nur über HDMI - über analog-Komponente kann maximal 1080i ausgegeben werden).

Nun kann man vergleichen - auf welche Art und Weise aufbereitet sieht das Bild besser aus?. Kommen wir zurück zum Video-EQ. Einige AV-Receiver haben sehr gute Video-EQs. Als Beispiele wären hier aufgeführt:

Oftmals arbeitet gerade in teuren AVRs ein leistungsstarker Video-Chip, der Video-EQ ist ebenfalls oft nicht zu verachten. Ab Werk vorprogrammierte Bildfelder sind nicht selten erstklassig - Beispiele: 

  • ISF-Bildmodi "Tag" und "Nacht" z.B. bei Onkyo TX-NR809, Onkyo TX-NR5009, Onkyo TX-NR3009, Onkyo TX-NR1009 - professionelle, farblich neutrale, von Kontrast und Helligkeit her exakt auf Tag und Nacht eingestellte Bilfelder.
  • Yamaha RX-A3010 mit sechs (!) Video-EQ-Speicherplätzen, so kann für jedes Bildmaterial ein Preset erstellt werden. Die Presets sind sogar mittels iPhone/iPod Touch-App anrufbar. 
  • Pioneer SC-LX75 mit hervorragenden werksseitig vorprogrammierten Bildfeldern, z.B. "PDP" Plasma Panel Display
  • Onkyo und Yamaha arbeiten teils mit sehr effektiv arbeitenden Rauschfiltern, die je nach Art des Rauschens einzeln schaltbar sind.

Insgesamt kann es sich durchaus lohnen, den Video-EQ des AV-Receivers zu verwenden. Nicht selten sind die Video-EQs auch feinfühlig einstellbar, was die Justage mit Hilfe von Testbildern für Helligkeit, Kontrast, Farbe und Schärfe erleichtert. Wichtig ist aber, dass das Bildwiedergabegerät dann im "Standard" oder "Normal" Modus laufen sollte und der Video-EQ nicht nochmals bemüht wird. 

Den meist umfangreichsten Video-EQ findet man im TV oder Beamer. Gerade bei modernen Flachbildschirmen kommen noch eine Menge elektronischer Bildverbesserer dazu, die aber mit größter Vorsicht zu genießen sind. Zu solchen gehören:

  • Colour Booster, die den Farbraum erweitern, meist aber nur eine unnatürliche Farbwiedergabe hervorrufen. Wichtiger ist, dass der Flachbildschirm die vorgegebenen Farbräume für SD und HD exakt abbilden kann. 
  • Dynamische Kontraststeuerung, welche den Kontrast abhängig vom Bildinhalt optimieren soll. Auch hier lohnt sich meist nur die Deaktivierung, da das Bild zum Überkontrastieren neigt und sehr unnatürlich wirkt.
  • Bewegungsverbesserer aller Art. Diese können bei TV-Material in HD und SD oder beim Anschauen von einer DVD durchaus etwas bringen, sollten beim Betrachten einer Blu-ray aber erst einmal deaktiviert werden. 
  • Eco-Bildprogramme sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Manche machen das Bild so düster, dass der Detailkontrast massiv schrumpft. 
  • Rauschfilter, die nur in wenigen Stufen einstellbar sind - hier ist höchstens die niedrigste Stufe empfehlenswert, da die höheren Stufen das Bild weichzeichnen und detailarm machen. 
  • Ein richtiges Farbmanagement zur Definition des exakten Weißpunktes ist eine tolle Sache - wenn man Ahnung von solchen Dingen hat und den TV oder den Beamer mittels Colour Facts o.ä. einmisst. Wer hier einfach nur auf gut Glück experimentiert, wird wenig Aussicht auf Erfolg haben. 

Farbmanagement beim Panasonic TX-P42VT30E

Manche TVs bieten vorbildliche Justageparameter....

...die aber nicht bei jeder Bildquelle die gleiche Wirkung zeigen. Im Bild die erweiterten Bildeinstellmöglichkeiten des Toshiba 55ZL1G

Beim Toshiba 55ZL1G gibt es ebenfalls sehr vielfältige Justagemöglichkeiten, so können für Primär- und Sekundärfarben Farbton, Sättigung und Helligkeit eingestellt werden. Sehr löblich ist, dass Toshiba diese Funktion, wichtig für versierte Anwender, nicht nur dem Topmodell, sondern auch vielen anderen LCD-Modellen spendiert

Auch Samsung offeriert beim PS51D8090....

...eine Vielzahl an Parametern

Philips gibt auch wenig versierten Anwendern die Möglichkeit, das Bild schnell und einfach zu justieren - in wenigen Schritten. Dazu werden per Splitscreen-Verfahren 2 Bilder angezeigt, der User wählt das, welches ihm mehr zusagt, aus

Sony bietet beim KDL-46HX925 verschiedene Rauschfilter an

Viele TVs haben sehr gute vorprogrammierte Bildfelder - allen voran die THX-Bildfelder, die Panasonic z.B. in den TX-P65VT30 einbaut. Hier lohnt es kaum noch, selber Hand anzulegen. Oft offerieren TVs oder Beamer sehr feinfühlige Justagemöglichkeiten für Helligkeit, Kontrast, Farbgebung und Bildschärfe. Manchmal gibt es noch Konturenverbesserer und Detailoptimierer - letztere wirken insbesondere auf den hochfrequenten Bildbereich und holen Einzelheiten im Bildhintergrund schärfer in den Fokus des Betrachters. Nett ist Toshibas "Resolution +", mehrstufig schaltbar. Aufgabe ist hier, einen Quasi HD-Effekt bei SD-Material zu erzeugen. Bei korrekter Einstellung und dem entsprechenden Betrachtungsabstand funktioniert dies auch sehr gut, so dass Resolution + bilanzierend als nützliches Feature zu werten ist. Nützlich ist auch der oben beschriebene Bildeinrichtungs-Assistent von Philips. 

Insgesamt kann man nicht globalisieren, welchen Video-EQ man verwenden sollte - meist ist der im BDP nicht besonders hochwertig und sollte daher ignoriert werden. Auch bei AV-Receivern haben höchstens recht teure Modelle ab 1000 EUR aufwärts gute Video-EQs mit an  Bord, so dass in vielen Fällen nur der TV oder Beamer übrig bleibt - hier haben schon preiswertere Modelle oft einen relativ leistungsfähigen Video-EQ

Text: Carsten Rampacher
Datum: 15.11.2011