INFO: Von HiFi bis Mehrkanal - der Weg zum guten Klang

01. Dezember 2009 (cr)

Von hochwertigem Stereo....

...zu THX Ultra 2 - ein weiter akustischer Weg

Der Weg zum guten Klang

Wir erinnern uns an die "gute alte HiFi-Zeit" - man sprach und spricht von HiFi-Anlagen, weil der Begriff mit sehr gutem Klang assoziiert wird. Dabei steht HiFi als Abkürzung für "High Fidelity", was übersetzt "hohe Klangtreue" heißt. HiFi ist eine eigene Norm (DIN 45500 - seit 1996 EN 61305) - damit war noch lange nicht jede Stereo-Anlage eine HiFi-Anlage. 

Was ist mit "hoher Klangtreue" gemeint? Nun, die HiFi-Anlage hat zur Aufgabe, den Klang der jeweiligen Quelle - damals meist CD, Schallplatte oder Kassette - authentisch zu reproduzieren. Das heißt, der Zuhörer soll den Klang exakt in der Weise vernehmen, wie er auf dem Tonträger abgemischt wurde. Alle Hersteller von HiFi-Anlagen verschrieben sich dem Ideal, dass ihre Anlage ganz nah am Original reproduziert. Viele Anbieter bekamen das auch hin, trotzdem aber - durch unterschiedliche Entwickler, die unterschiedliche Sekundärziele verfolgten und daher auf unterschiedliche Bauteile und Baugruppen setzten - klangen die Verstärker, CD-Player, Kassettendecks etc. nicht "gleich". Den "perfekten", den "100 % natürlichen/authentischen" Klang gibt es nicht. Selbst in der Studiotechnik weisen Referenzkomponenten von unterschiedlichen Herstellern unterschiedliche Ausprägungen auf. Der Experte hört dann heraus, auf welchem Equipment z.B. ein Studioalbum produziert wurde. Nicht bei alledem vergessen durfte man auch die beiden Boxen für die Stereowiedergabe. Auch hier verschrieben sich die Anbieter dem HiFi-Ideal und propagierten für ihr Produkt einen Sound, der beinahe 1:1 dem Original entsprach. Und auch hier das identische Bild: Natürlich klangen nicht alle Lautsprecher gleich. Schon die unterschiedlichen Techniken - z.B. Zweiwege- oder Dreiwege-Konstruktion, Bändchen- oder Konushochtöner, Bassreflex oder geschlossenes Gehäuse - förderten unterschiedliche Charakteristika zu Tage. Eines war allerdings sicher: Eine gute HiFi-Komponente, ganz gleich, ob Verstärker, CD-Spieler oder Lautsprecher, darf den Klang nicht "verbiegen": Wenn bei einer Oper die Stimmen der Sängerinnen und Sänger zurück versetzt sind und der Mitteltonbereich sich nur als undifferenziertes Etwas herausstellt, entspricht diese Auslegung bestimmt nicht dem klassischen HiFi-Ideal. Auch ist es merkwürdig, wenn im Kammerkonzert plötzlich extreme Bässe auftauchen oder bei der Wiedergabe der Greatest Hits von Bon Jovi keinerlei Bassaktivitäten festzustellen sind. Ergo - ein starkes "Sounding" - also eine deutliche interpretatorische Auslegung seitens des jeweiligen Herstellers - oder massive klangliche Defizite durch billige Bauteile und zu einfache Konstruktion sind vom anspruchsvollen Hörer nicht erwünscht. Das war zu HiFi-Zeiten so - und lässt sich auch - willkommen heute - auf die Zeit der Mehrkanalanlagen zu Hause übertragen. 

Von HiFi-Stereo zu Mehrkanal

Rotel RC1090/RB1090 - leistungsfähige Stereo-Vor-/Endstufenkombination

Auch hier steht eine authentische Wiedergabe des Quellmaterials im Mittelpunkt. Der anspruchsvolle Filmfreund  beschäftigt sich viel mit der "THX" Norm, erschaffen von Lucasfilm. Diese kann man auf den ersten Blick mit der HiFi-Norm vergleichen, denn beide Normen haben sich auf die Fahnen geschrieben, eine Wiedergabe möglichst nah am Original zu ermöglichen. Beim genaueren Hinsehen tun sich aber viele Differenzen auf. So ist eine klassische HiFi-Anlage puristisch aufgebaut. Es gibt Systeme, die keinerlei Klangregler aufweisen und einfach "straight" das Signal vom CD-Player oder Plattenspieler zu den Endstufen des Verstärkers und von dort aus zu den Boxen leiten. Möglichst kurze Signalwege, eine D/A-Wandlung im CD-Player und das Ausschalten aller Faktoren, die in irgendeiner Weise die Reinheit des Klangs beeinträchtigen, stehen hier im Mittelpunkt. "Politik der kurzen Wege" für ein optimales Ergebnis - nur zweikanalig, recht leicht zu kontrollieren, nur wenige zu beachtende Faktoren. 

AV-Verstärker mit THX-Lizenz gibt es wenige - nur die leistungsfähigsten Exemplare dürfen sich damit schmücken

Neben der THX Ultra 2 Norm gibt es noch die THX Select 2 Norm

Typischer querformatiger THX-Lautsprecher

Das sieht bei THX gänzlich anders aus. Die Aufgabe ist vergleichbar mit der bei der HiFi-Norm - der Kinofilm zuhause soll so klingen wie im Kino. Aber der Weg dorthin führt über viele Schritte, von denen zu HiFi-Zeiten noch keiner wusste. Natürlich gab es auch dort schon Equalizing und einfache DSP-Programme, diese aber waren beim Puristen verpönt, da der Klang meist unschön verbogen wurde. Bei THX-lizenzierten AV-Receivern und -Verstärkern findet nach der primären Decodierung des Datenstroms (Dolby Digital, DTS etc.) ein sogenanntes Post Processing statt. Für die aufwändigen Rechenoperationen wird nicht der identische Chip bemüht, der das primäre Decoding durchführt, sondern man leistet sich den Luxus, einen zweiten, eigens für das THX Post Processing verbauten Chip einzusetzen. Dass extra ein eigener Chip zum Einsatz kommt, hat auch einen guten Grund - die Rechenarbeit ist intensiv. Nur so ist es möglich, in den eigenen vier Wänden bzw. im eigenen Heimkino einen Sound zu generieren, der der Klangwiedergabe in einem modernen Kino ähnlich ist. Die Hochtonwiedergabe muss insbesondere angepasst werden, da die Voraussetzungen im Kinosaal ganz anders sind als zu Hause. Des Weiteren sind im Kino sehr viel mehr Boxen montiert als selbst in einem 7.2 Heimkino, also muss der Soundtrack auf die Lautsprecherbestückung im Heimkino angeglichen werden. Die akustische Homogenität - also dass sich der Zuhörer wie in einem rund um ihn reichenden, gleichmäßigen Soundfeld befindet - und das Handling der Basswiedergabe (keine störenden Disharmonien bei gleichzeitig sattem, intensivem Bass) sind weitere Aufgaben des THX Post Processings. Mit der THX Ultra 2 Norm wurde es erstmals möglich, 5.1 Soundtracks auf einem 7.1 System in bester Qualität zu hören. THX Surround EX war die erste THX-Form, die bei der Wiedergabe auch die extended Surround-Lautsprecher berücksichtigte. 

Der HiFi-Kenner allerdings weiß mit Filmton wenig anzufangen, er liebt Musik, das Differenzierte, Feine, Sensible. Und genau hier befriedigt THX die Anforderungen nicht. Es wurde zwar mit THX Ultra 2 auch ein spezielles Musikprogramm von THX eingeführt, doch mit den klassischen Tugenden, die eine hochwertige HiFi-Anlage auszeichnet, hat dieses nicht viel gemein. Es klingt nachdrücklich, kräftig, eindrucksvoll - aber nicht extrem präzise und neutral. Für THX  braucht man ein spezielles Lautsprechersystem mit genau definierten Eigenschaften wie z.B. dem Abstrahlwinkel oder dem zu übertragenden Frequenzbereich. Damit disqualifizieren sich THX Lautsprecher für eine exzellente Musikwiedergabe, wenngleich wir festhalten möchten, dass selbst für gehobene Ansprüche moderne THX-Boxen eine sehr gute Musikwiedergabe realisieren können. 

Aus allen bisherigen Ausführungen möchten wir folgern:

Edle und klangstarke HiFi-Box - aber auch bestens als Frontlautsprecher für hochwertige Surroundanlagen geeignet: Nubert nuVero14

  • Die klassische HiFi-Norm bedient sich puristisch aufgebauter Geräte mit hochwertigen Baugruppen, um mittels möglichst kurzer Signalwege ein reines Audiosignale zu den Lautsprechern und damit zum Ohr des Zuhörers zu transportieren. Sie richtet sich an den ambitionierten Musikliebhaber. Trotz der gemeinsamen "Mission" - reinster Klang nahe am Original - klingen beleibe nicht alle HiFi-Komponenten gleich.
  • Die THX-Norm (es gibt die sehr strenge Norm THX Ultra 2 und die für kleinere Lokalitäten und für etwas günstigeres Equipment gedachte THX Select 2 Norm) richtet sich an den versierten Filmtonkenner und ist deutlich härter umstritten als damals die HiFi-Norm. Die Frage nach Sinn und Nutzen wird oft gestellt. Objektiv festzuhalten ist, dass eine aufwändige elektronische Aufbereitung des Signals eine exakte Anpassung des Film-Soundtracks an die Bedingungen im Heimkino ermöglicht. Dazu passend gibt es Lautsprechersysteme, die genau nach THX-Anforderungen gebaut sind. Diese sind für eine erstklassige Filmtonwiedergabe wie prädestiniert. Sehr erfahrene Musikkenner jedoch sind nicht im Fokus bei THX-Systemen - vor allem nicht Anwender, die mit HiFi  und zweikanaliger Wiedergabe groß geworden sind und die dort verbreiteten Ideale weiter verfolgen. 
  • THX-konforme Endstufen bieten sich übrigens auch aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit und der neutralen klanglichen Auslegung (das THX Post Processing findet ja im Vorverstärker statt) für hochwertige Stereoanlagen an. 
Viele Wege führen zum Ziel

Natürlich gibt es im Surroundbereich auch völlig andere Lösungen, getreu dem Motto "viele Wege führen zum Ziel". Für ein gelungenes Mehrkanalklangbild ist keinesfalls eine THX-Normierung bei den verwendeten Komponenten erforderlich. Schließlich gibt es auch Anwender mit anderen Ansprüchen:

  • Wer ausschließlich ein kleineres Budget zur Verfügung hat, wird feststellen, dass THX-Komponenten in der Regel recht kostspielig sind
  • Wer keinen dedizierten Heimkinoraum hat und vielleicht die Lautsprecher nicht optimal stellen kann, fährt mit einem anderen, weniger aufstellungskritischen Boxensystem besser

Wichtiges Merkmal einer leistungsstarken Surroundanlage ist ein üppig dimensionierter Center

  • Wer viel hochklassige Musik hört, kauft besser ein Mehrkanalensemble mit Standlautsprechern für vorn, großem querformatigen Center und zwei großen Regallautsprechern oder noch besser zwei weiteren Standboxen für die Surroundwiedergabe. Zur Ergänzung - eine Option, keine Pflicht - kann ein sehr hochwertiger aktiver Subwoofer das Ensemble unterstützten. 

THX-typisch - Dipole für den Surroundbereich

THX-Equipment lohnt sich nur für sehr versierte Anwender, die im Idealfall einen eigenen Heimkinoraum besitzen, in dem sich die Lautsprecher gemäß des THX-Profils aufstellen lassen. Zudem kommen für den Surroundbereich bei THX-Systemen oft sogenannte Dipole zum Einsatz. Diese nach zwei Seiten abstrahlenden Lautsprecher sorgen - Kino-gemäß - für einen weitläufigen und diffusen Sound. Aufgrund ihres Arbeitsprinzips weisen sie einen niedrigeren Wirkungsgrad auf und müssen höher eingepegelt werden.  Für Surroundanwendungen gilt generell:

  • Wichtig ist - bei kleineren Lautsprechern, die nicht den gesamten Frequenzgang abbilden können, sollte ein zusätzlicher aktiver Subwoofer zum Einsatz kommen. Das gilt im Übrigen auch für Stereosysteme mit kleinen Satelliten oder Regalboxen.  
  • Der aktive Subwoofer sollte sich möglichst "nahtlos" ins Klangbild eingliedern, es sollte kein akustisches "Loch" zwischen der untersten Grenzfrequenz der Regal- oder Satellitenlautsprecher und der Übernahmefrequenz des aktiven Subwoofers entstehen
  • Für einen homogenen, gleichmäßigen Basseinsatz im Hörraum sind zwei aktive Subwoofer die beste Lösung. Zwei kleinere Bässe bringen oft mehr akustische Vorteile als ein großer Subwoofer: Neben der Bass-Ausbreitung sprechen auch Impulstreue und Schnelligkeit für das Modell mit zwei kompakten Subwoofern.

Wichtig für eine kraftvolle Basswieder: Aktive Subwoofer sind in vielen Spielarten und Größen erhältlich

Fazit - THX-konforme Aufstellung muss vorgenommen werden, möchte man den Benefit eines THX-Systems auskosten. Für diejenigen Anwender, die Surround im Wohnzimmer betreiben möchten, empfiehlt sich ein bezüglich der Aufstellung einfaches Lautsprechersystem. 

Raumakustik und Aufstellung - zwei oft unterschätzte Faktoren

Ganz so anders war es betreffend der Aufstellungsbedingungen aber auch beim HiFi-Ideal nicht. Zwar ging es hier nur um 2 Stereoboxen, aber das legendäre "Stereodreieck" war auch hier einzuhalten, wollte man optimal dem Quellmaterial lauschen. Die beiden Stereoboxen irgendwie und irgendwo im Hörraum bzw. im Wohnzimmer unterzubringen, war definitiv einer HiFi-gemäßen Akustik nicht zuträglich. Also kommen wir zu einem weiteren Grundfaktor für guten Klang - ganz gleich, ob Mehrkanal mit THX, Mehrkanal ohne THX oder klassisches Stereo - es gibt 2 Dinge, die nicht unterschätzt werden dürfen:

  • Aufstellung
  • Raumakustik 

Viele Anwender - gerade im Mehrkanalbereich - kaufen sich häufig neues Equipment. "Upgraden"  nennt sich das in Neu-Denglisch gern. So wird dann z.B. der 500 EUR AV-Receiver gegen ein 2500 EUR kostendes Gerät getauscht. Neben umfangreicherer Ausstattung und  besseren Anschlussmöglichkeiten hofft der stolze Neubesitzer natürlich auch auf besseren Klang. Weist man darauf hin, dass zum Erreichen dieses Ziels auch ein neues Lautsprechersystem angeschafft werden muss, tauschen nicht wenige enthusiastische Liebhaber des gepflegten Tons gleich noch ihr Mehrkanal-Ensemble mit aus - um letzten Endes trotzdem enttäuscht zu werden, denn der klangliche Sprung ist ausgesprochen gering. Der Bass poltern nach wie vor, unschöner und unnatürlicher Nachhall zieht sich durchs Klangbild. Die Höhen klingen blechern, die Mitten undifferenziert. War das neue Equipment doch ein Fehlkauf? Unter den gegebenen Voraussetzungen  - ja. Denn sinnvoller wäre es gewesen, vor dem Kauf neuer Komponenten sich näher mit den akustischen Bedingungen im Hörraum auseinander zu setzen. 

Cornerblocks

Deckensegel

Meist findet sich gerade im durchschnittlichen Wohnzimmer kein optimales Ambiente für die Entfaltung eines gefälligen Klangbildes. Viele Glasfronten, harte Böden oder auch zu viele Möbel und flauschige Teppiche beeinflussen negativ die akustische Performance. Daher sollte man sich mit dem Thema Raumakustik beschäftigten - gerade dann, wenn ein Raum hell und hart klingt, es Vibrationen gibt und Resonanzen, muss nachgebessert werden. Da viele Raumakustiker wie z.B. R-T-F-S mittlerweile Materialien zur akustischen Optimierung anbieten (Wallpanels - für die Wand, Cornerblocks - für die Raumecken, Deckensegel - für die Decke im Hörraum), die sich harmonisch auch in den Wohnraum einfügen, dürfte auch der Hausvorstand zustimmen - zumal das Geld effektiver als in einem extrem teuren AV-Receiver oder -Verstärker angelegt ist. 2000 EUR in die Raumakustik investiert bringt mehr als 5000 EUR in neue Boxen und Elektronik. 

Der Dynamiker: Pioneer Susano SC-LX90 

Meister der Ausgewogenheit: Denon AVC-A1HDA

Aber - klar dürfte sein, dass die Kombination aus exzellentem Equipment und entsprechender raumakustischer Vorsorge die mit Abstand beste Variante ist. Lieber noch ein weiteres Jahr sparen und sich dann den leistungsstarken AV-Boliden kaufen - einhergehend mit einer akustischen Optimierung des Hörraums. Das Leistungsvermögen schon von Oberklasse-AV-Vollverstärkern - wir reden nicht über Vor-/Endstufenkombinationen, die mit Preisen zwischen 10.000 und 30.000 EUR beinahe jeden Rahmen sprengen - ist so immens, dass auch sehr versierte Anwender begeistert sind. Übrigens mittlerweile auch von der Wiedergabequalität in Stereo, die sehr viel besser geworden ist. 

Einmess- und Raum-EQ-Systeme - ein modernes Allheilmittel gegen unzureichende raumakustische Rahmenbedingungen?

Fast jeder moderne AV-Receiver oder AV-Verstärker verfügt über ein mikrophonbasiertes Einmess- und Raum-EQ-System

Nun wird mancher Anwender rasch antworten: "aber mein 5000 EUR AV-Bolide bringt doch ein Top-Lautsprechereinmess- und Raum-EQ-System mit - da werden doch die akustischen Gegegenheiten des Hörraums komplett berücksichtigt!" Leider müssen wir diese Euphorie zumindest in Ansätzen bremsen. Zunächst fragen wir: Was machen derartige Einmess- und Raum-EQ-Systeme?

Sie erfüllen zwei elementare Aufgaben:

  1. Sie messen die angeschlossenen Lautsprecher hinsichtlich verschiedener Basisparameter ein: LS-Konfiguration, LS-Größe, LS-Entfernung vom Hörplatz, Pegelangleich.
  2. Nun wird das Lautsprechersystem akustisch angepasst, es wird ein Equalizing vorgenommen, um eine hinsichtlich der Gegebenheiten optimale Akustik heraus zu holen. 

Zusätzlich werden bei aufwändigeren Systemen Einmessvorgänge an mehreren Hörpositionen (3 bis 8) durchgeführt, um auch für mehrere Personen eine ansprechende Wiedergabe zu garantieren. 

Wie sieht es um den praktische Nutzen und um die tatsächlichen klanglichen Verbesserungen aus?

  • Bei der Bestimmung der Basisparameter sind moderne Einmesssysteme gerade für weniger versierte Anwender, die ungern mit Maßstab und Pegelmessgerät hantieren, eine Erleichterung. Sie arbeiten meist recht gut - nur lohnt es sich trotzdem (sollte der AV-Receiver dies unterstützen), sich einen Überblick über die Ergebnisse zu verschaffen. Gern wird der Center ab und zu als "Groß" (und somit vollfrequenztauglich) definiert, obwohl dies nicht zutrifft. Oder es wird ein angeblicher Phasenfehler erkannt (dabei handelt es sich um Dipole). Gern wird auch im Sinne einer "sicheren" Abstimmung der aktive Subwoofer deutlich zu niedrig eingepegelt. 
  • Das Equalizing sorgt oft für eine Harmonisierung des Klangbilds durch einen Angleich des Frequenzgangs. Nicht selten aber wird "des Guten zuviel" getan, das heißt, das Lautsprechersystem operiert hinsichtlich  Höhen- und Basswiedergabe weit unter seinen Möglichkeiten, was für ein stumpfes, langweiliges Klangbild sorgt. Bei manchen hoch entwickelten Systemen ist es möglich, später korrigierend von Anwenderseite einzugreifen und mittels manuellem EQ gewisse Optimierungen vorzunehmen. Im Sinne eines stimmigen Klangbilds sollte dies aber nur erfahrenen Anwendern vorbehalten bleiben, 
  • Wichtig: Wer oft allein oder nur zu Zweit hört, braucht nicht an 8 Hörpositionen einzumessen, sondern maximal an drei oder vier. So mehr Hörpositionen eingemessen werden, umso weniger exakt fällt das Ergebnis aus, da gemittelt werden muss, um  an jeder der verschiedenen Positionen ein gutes Klangbild zu ermöglichen. 

Für sehr erfahrene und versierte Mehrkanal-Anwender sind selbst leistungsfähige Einmess- und EQ-Systeme kein Ersatz für die Kombination aus optimaler Aufstellung aller Komponenten, sorgfältiger manueller Einpegelung und einer gekonnten akustischen Optimierung des Hörraums. Natürlich erfordert es deutlich mehr Sachkenntnis, wenn man alles selber durchführt, aber ein sensibles, dynamisches, und klares Klangbild entschädigt für den Aufwand. 

Willkommen im Jetzt - Inflationäre Entwicklung hinsichtlich der Format- und Decodingvielfalt

Nicht vergessen darf man das inflationäre Auftreten verschiedener Tonnormen, die dann ihrerseits natürlich nach speziellen Decodern im AV-Receiver oder -Verstärker verlangen. Früher gab es Stereo - und das war es. Mit der CD erhielt PCM (= Pulse Code Modulation) Einzug, von den enorm vielen heutigen Formaten war man noch meilenweit entfernt. Heute gibt es eine nicht enden wollende Menge von Soundverbessern und Decodern, gerade jetzt in der HD-Ära:

  • DTS-HD Master Audio: Verlustfreies Komprimierungsverfahren, bitgenaues Decoding bis zu 7.1 diskreten Kanälen (in der Praxis, theoretisch wären noch mehr Kanäle möglich). Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-HD Master Audio Essential: Wie DTS-HD Master Audio, nur ohne DTS Neo:6 Decoding. Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-HD High Resolution: Verlustbehaftetes Komprimierungsverfahren, somit akustisch nicht so perfekt wie Master Audio, aber höhere Bitrate als herkömmliches DTS. Bis zu 7.1 Kanäle, Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-ES Matrix/Discrete 6.1: Erweiterung des bekannten DTS-Formats auf den rückwärtigen Back Surround Kanal (Matrixbasiert oder mit diskretem Back Surround Kanal). 
  • DTS 5.1: Digitales, verlustbehaftet komprimiertes Format mit bis zu 5.1 diskreten Kanälen
  • DTS 96/24: 96 kHz/24-Bit Audioaufnahmen, die Übertragung ist über normale koaxiale oder optische Digitalkabel möglich. 
  • DTS Neo:6: Mit Programmen für Musik und Film wird ein matrixbasiertes Decoding von Stereomaterial generiert, um dieses über ein Mehrkanal-Lautsprechersystem wiederzugeben. 
  • DTS Surround Sensation: DTS 5.1-, 6.1- oder 7.1 Soundtracks werden auf Stereo herunterkonvertiert und mit einer recht ordentlichen virtuellen Surround-Wiedergabe mittels modernem Processing versehen. 
  • Dolby TrueHD: Verlustfreies Komprimierungsverfahren, bitgenaues Decoding mit bis zu 18 Mbps Bitrate und bis zu 7.1 diskreten Kanälen (in der Praxis, theoretisch wären noch mehr Kanäle möglich). Übertragung nur mittels HDMI. 
  • Dolby Digital Plus: Verlustbehaftetes Komprimierungsverfahren, somit akustisch nicht so perfekt wie TrueHD, sehr flexible Bitrate. Bis zu 7.1 Kanäle, Übertragung nur mittels HDMI. 
  • Dolby Digital 5.1 EX: Dolby 5.1 plus matrixbasiertem Back Surround Kanal. 
  • Dolby Digital 5.1: Digitales, verlustbehaftet komprimiertes Format mit bis zu 5.1 diskreten Kanälen
  • Dolby Pro Logic IIz: Neues Dolby-System, ermöglicht bis zu 9.1-Hören, zwei weitere Lautsprecher (Front High), die oberhalb der Frontlautsprecher aufgestellt werden. Die akustische Folge: Eine in der Vertikalen deutlich aufgewertete Front-Klangkulise, wenn z.B. ein Flugzeug von rechts oben nach ganz links unten fliegt, wird dieser Effekt mit PLIIz sehr realistisch wiedergegeben. Nicht nur für Film (Modus Movie), sondern auch fürs Gaming und für die Musikwiedergabe gibt es PLIIz-Betriebsarten. 
  • Dolby Pro Logic IIx: Bis zu 7.1 Kanäle können beschallt werden. Mit den drei Betriebsarten Game, Music, Movie. Die PLIIx Matrix kann für eine 7.1 Wiedergabe von Dolby Digital 5.1 und von DTS 5.1 Soundtracks zusätzlich eingeschaltet werden (geht nicht bei jedem AV-Receiver/Verstärker). 
  • Dolby Pro Logic II: Für Surround-Sound in 5.1 von Stereoquellen. Modi: Movie und Music. 
  • Dolby Headphone: Kopfhörer Surround-Sound mittels spezieller, auf psychoakustischen Grundlagen aufbauenden Dolby Algorithmen - es genügt ein normaler Stereo-Kopfhörer. 
  • THX Surround EX: Aufwändiges THX Post-Processing für eine effektive 7.1 Wiedergabe
  • THX Ultra 2 Plus: Aufwändiges THX Post Processing mit verschiedenen Programmen (Musik, Filmton, Game) für eine beeindruckende 7.1 Wiedergabe von 5.1 Soundtracks (DTS 5.1 und Dolby Digital 5.1). Zusätzlich mit THX Loudness Plus - eine aktive, dynamisch agierende Loudnessfunktion, die bei jeder Hörlautstärke einen gleichbleibend vollen Sound generiert. 
  • THX Ultra 2: Wie Ultra 2 Plus, aber ohne THX Loudness Plus. 
  • Neural THX: Neural THX bietet verschiedene Optionen. So können z.B. Sendeanstalten Sendungen in 5.1 encodieren, diese aber für die normale Übertragung in ein 2-Kanal-Stereo-Signal umwandeln, in dem allerdings die Informationen für ein 5.1 Signal enthalten sind. Verfügt der Receiver zu Hause über einen Neural THX Decoder, so ist dieser in der Lage, aus dem 2-Kanal-Signal ein 5.1-Signal zu generieren. Weitere Möglichkeiten bestehen darin, komprimierte digitale Musikdateiformate (z.B. Internet Radio, Games, MP3) in ein qualitativ gutes 5.1, 6.1 oder 7.1 Signal umzuwandeln. Neural THX Surround ist sozusagen "Dolby Pro Logic fürs Digitalzeitalter". Ebenso wie beim ursprünglichen, analogen Dolby Pro Logic sind die für eine Surroundwiedergabe notwendigen Signalinformationen schon im Quellmaterial enthalten, für eine einfachere Übertragung werden sie durch technische Tricks einem normalen Stereosignal hinzugefügt.
  • Audyssey DSX: Bei Dolby Pro Logic IIz gibt es nur die Möglichkeit, zwei zusätzliche Front High Lautsprecher aufzustellen. Bei Audyssey DSX besteht die Option, entweder zwei frontale Lautsprecher oberhalb der beiden Front L/R-Boxen aufzustellen oder aber zwei zusätzliche Boxen, die durch die Platzierung links und rechts von normalen Frontlautsprecher für eine noch größere Breite des Klangfelds sorgen. Bei beiden Betriebsarten bleiben die normalen 2 Back Surround Lautsprecher erhalten. Wer auf diese verzichten kann oder möchte, kann auch beide zusätzlichen Frontlautsprecherpaare montieren, eines für die Verbreiterung der Klangbühne und ein weiteres Paar als Front High Lautsprecher - hier ist Audyssey DSX enorm flexibel. 
  • Audyssey Dynamic EQ: Gleicht die lautstärkebedingte, differenzierte Wahrnehmung von unterschiedlichen Frequenzen aus und arbeitet somit wie eine aktive Loudnessregelung. Auch Bassanteile, die normalerweise beim Hören mit geringem Pegel zurückversetzt sind, klingen voll und gleichberechtigt.
  • Audyssey Dynamic Volume:  Dynamic Volume arbeitet wie ein Kompressor, gleicht Dynamik Maxima und Minima zugunsten einer homogenen Lautstärkeverteilung aus.

Anmerkung: Für HiFi-affine Anwender mit Hang zur klanglichen Perfektion sind trotz ihrer mittlerweile immensen Leistungsfähigkeit alle PLII/x/z-Spielarten sowie DTS Neo:6 und die verschiedenen Audyssey-Programme (DSX, Dynamic EQ, Dynamic Volume) nicht optimal geeignet, da trotz aller Sorgfalt deutlich in den Signalweg eingegriffen werden muss, um die Aufgabe der Funktion auch erfüllen zu können. Klangliche Reinheit, akustische Detailtreue und natürliche Räumlichkeit leiden erwartungsgemäß leicht. Faszinierend ist aber, in welch geringem Umfang - für Anwender, die nicht ganz so genau hinhören und eher praxisgerechte Funktionen suchen bzw. Programme, die viel Räumlichkeit und Freude am Surroundhören mitbringen, sind die neuen Spielarten gut geeignet. 

DSP-Programme

Yamaha - hier im Bild der RX-V1065 - ist der DSP-Pionier der Branche

Das Ziel: Leistungsfähige DSPs zur akustischen Detailoptimierung

Es gibt noch eine weitere Art zur Anpassung des Klangs - spezielle DSP-Programme sind gerade im AV-Bereich in vielen Verstärkern und Receivern integriert. Sie haben zur Aufgabe, mittels spezieller Abstimmungen ein Klangfeld - Kirche, Theater oder Stadium - zu simulieren. Für streng nach dem HiFi-Ideal verfahrende Anwender sind DSP-Programme  - zu denen auch Dolby Pro Logic IIx/z sowie DTS Neo:6 gehören - keine Alternative, denn sie rühren in grundsätzlicher Art und Weise das Quellmaterial an. Für Anwender, die neuen Erfahrungen gegenüber offen sind, stellen moderne DSPs, wie sie sich beispielsweise bei Yamaha und dort insbesondere beim Topmodell DSP-Z11 finden, eine sehr interessante Bereicherung dar. Yamaha misst real existierende Räume akustisch penibel aus und entwickelt so Cinema- und HiFi-DSP-Programme, die auf tatsächlich existierenden Lokalitäten basieren. Dies ermöglicht - verwendet der Anwender Quellmaterial, welches im Idealfall in der Konzerthalle oder Kirche aufgenommen wurde, die Yamaha als Basis für die akustische Ausmessung nahm, ist das klangliche Ergebnis natürlich überragend. Aber auch dann, wenn nur eine Näherung vorhanden ist - z.B. das Quellmaterial ist eine Aufnahme aus einer Kirche, die ähnliche bauliche Bedingungen aufweist - ist das Ergebnis ausgesprochen gut. Yamaha hat klar erkannt, dass ein sauber entwickeltes DSP nicht den Klang verbiegt, in dem es Unmengen an Nachhall und Echoeffekten erzeugt, sondern in dem es im Detail optimiert: Hier etwas mehr Weitläufigkeit, dort etwas mehr Effektstruktur. Das ist moderne DSP-Technik, die auch dem HiFi-affinen Surrounder Spaß macht.

Fazit

Eine leistungsfähige Stromversorgung gehört zu einer guten Stereo- und Surroundkette auch dazu

Hochwertige Audiowiedergabe zu Hause - beschäftigt man sich etwas mit der Thematik, ist dies problemlos möglich

Wer unter einem guten Klang eine natürliche und authentische Wiedergabe versteht, die das Quellmaterial in realistischer und gleichzeitig angenehmer Art und Weise reproduziert, kommt nicht umhin, sich mit gewissen akustischen sowie technischen Faktoren auseinander zu setzen bzw. einen spezialisierten HiFi- oder Heimkino-Händler inklusive Raumakustiker zu finden, der die optimalen Parameter für eine leistungsfähige klangliche Darstellung in den eigenen vier Wänden findet und einstellt. Dies gilt für HiFi-Systeme ebenso wie für Mehrkanal-Anlagen. Etwas Wissen, manchmal auch etwas mehr, kann nie schaden - dafür wird man dann mit einer Akustik entschädigt, welche andere Anwender nie im Leben zu hören bekommen. 

Text: Carsten Rampacher
01. Dezember 2009