Wie ein wilder Stier

Raging Bull

Studio

United Artists (1980)

Verleih

MGM Home Entertainment (2001)

Laufzeit

123:45 min. (FSK 16)

Regie

Martin Scorsese

Darsteller

Robert De Niro, Joe Pesci, Cathy Moriarty

DVD-Typ

DVD - 9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (nicht anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Surround
2. Deutsch, Mono
3. Spanisch, Mono
4. Französisch, Mono
5. Italienisch, Mono

Untertitel

deutsch, englisch, französisch, finnisch, italiensch, spanisch, niederländisch, schwedisch, norwegisch, dänisch, porugiesisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film 

1941 kämpft der aus ärmlichen Verhältnissen in der Bronx stammende Jake La Motta (Robert De Niro) zum ersten mal im Ring gegen den bis dahin ungeschlagenen Sugar Ray Robinson (Johnny Barnes) und erst einmal wird es auch bei dessen Unbezwingbarkeit bleiben, denn La Motta verliert nach einer umstrittenen Wertung nach Punkten. Trotzdem gibt er seinen Traum, eines Tages die Weltmeisterschaft zu gewinnen nicht auf. Und es wird auch nicht sein letzter Kampf gegen Robinson gewesen sein, auch wenn ihn zunächst einmal der triste Alltag in New York wiederhat. Wobei es auch Lichtblicke gibt, wie zum Beispiel die junge Vickie (Cathy Moriaty), welcher der Boxer schöne Augen macht, was auf geringeren Widerstand stößt, als befürchtet. Auch durch seinen Bruder Joey (Joe Pesci), der gleichzeitig eine Art Manager-Funktion für Jake innehat lässt er sich diesbezüglich nicht beirren, auch wenn dieser vollkommen zu recht auf die Tatsache hinweist, dass Jake doch eigentlich schon verheiratet ist. Aber dies ist nicht der einzige Punkt, bei dem Jake nicht auf seinen Bruder hören will. Ein anderer Fall ist die strikte Weigerung Jakes, sich in die Dienste von Tommy Como zu stellen, der über den Stadtteil hinaus über nicht unbeträchtlichen Einfluss verfügt und möglicherweise die einzige Möglichkeit für Jake darstellt, in der Welt des Boxens ganz groß rauszukommen. Denn mit den Beziehungen, die Tommy Como in der ganzen Welt, vor allem deren unteren Teil hat, ist es ihm ein leichtes, alles und jeden zu manipulieren. Doch Jake begibt sich lieber auf die Ochsentour und kämpft mit jedem Boxer, der in seiner Gewichtsklasse zur Verfügung steht, bis keiner mehr da ist, der sich tarut, gegen ihn anzutreten. Privat läuft alles weniger gut, denn Vickie, mit der er inzwischen verheiratet ist, kommt mit seinen Launen, die immer wieder in gewalttätige Ausbrüche münden verständlicherweise überhaupt nicht klar, nicht zu vergessen Jakes fast schon manische Eifersucht.
Trotzdem bleibt sie noch lange bei ihm, es wird eine Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen, ähnlich wie Jakes Karriere. Zu den schwärzesten Stunden gehört seine Niederlage durch technisches K.O. gegen eine ziemliche Null im Boxring: Irgendwann hatte er sich doch breitschlagen lassen, nach Tommy Comos Regeln zu spielen und auf Befehl zu verlieren. Doch gibt es auch absolute Höhepunkte, wie der Moment, als er den Kampf gegen Marcel Cerdon gewonnen hat und damit schließlich doch noch zum Weltmeister geworden ist. Aber keine Karriere hält für immer an und sofern ein Boxer immer mehr Probleme hat, allein sein Kampfgewicht zu halten, kann sie umso schneller vorüber sein. Aber auch das Rentnerdasein hält für Jake keinen wahren Ruhestand bereit. Weder privat, wo es zu endgültigen Zerwürfnissen kommt, wie auch im professionellen Leben, wo er sich inzwischen als Nachtclub-Betreiber betätigt, was angesichts der strengen Gesetze betreffend des Schutzes von Minderjährigen in vielerlei Hinsicht für einen Mann wie La Motta, der seinen Urtrieben schon immer mehr gefolgt war, als seinem Verstand, riesige Probleme und Aufenthalte hinter vergitterten Fenstern auftun.

"Raging Bull" (Wie ein wilder Stier) ist ein Film mit großartiger Regie, brillanten Darstellern, aber lediglich gelungenem Drehbuch. Martin Scorsese, der bewusst in Schwarz-weiß drehte, da er zutreffenderweise meinte, nur so die Stimmung einer vergangenen Zeit in angemessener Form auf die Leinwand bringen zu können, spielt mit kunstvollen Aufnahmen. Doch stellen diese nicht nur abstrakte Kunstwerke dar, die den Zuschauer an sich kalt lassen, sondern schaffen intensive Momente, die durch ihre Sorgfalt das Innerste jeder Szene, ihre ganze Bedeutung für Personen und Handlung, nach außen tragen. Die wahren Meisterwerke finden sich aber bei den Aufnahmen der Boxkämpfe, die teilweise unter schwierigsten technischen Voraussetzungen entstanden, galt es doch die Schauspieler und ihre nicht unkomplizierte Kampfchoreografie mit den Bedürfnissen der ebenfalls im Ring befindlichen Kamera zu koordinieren, da nur so die unerbittliche Unmittelbarkeit einzufangen war, welche später eine der absoluten Attraktionen des Films ausmachen sollte. Dabei gelingt das Kunststück, unglaublich schöne Bilder zu schaffen, ohne die Brutalität der Gewalt zuzudecken oder gar zu verharmlosen.
Viel verdankt der Film natürlich auch Scorseses "Stammbesetzung" aus Robert De Niro und Joe Pesci, wobei vor allem ersterer in der Titelrolle beweist, warum er inzwischen eine solche Ausnahmestellung unter den Darstellern genießt, eine Stellung, die trotz zahlreicher weniger gelungenen Filme und Auftritte wohl niemals mehr gefährdet sein wird. Und "Raging Bull" ist eienr der Gründe hierfür. Ob im Ring, als privater La Motta oder gar als übergewichtiger Ex-Sportler, De Niro beweist eine Leinwandpräsenz, die zeigt, dass seine bis ins Detail gehende Vorbereitung auf seine Rolle ihren guten Sinn gehabt hat. Angesichts seiner Ausstrahlung ist es gut, dass seine Co-Stars, wie Joe Peci und Cathy Moriarty mit Persönlichkeiten ausgestattet sind, die sich nicht an die Wand drängen lassen, sondern sogar ohne sichtbare Mühe mithalten können.
Das Drehbuch jedoch steht sich ein wenig selbst im Weg, als es die Figuren des Films alle ein bisschen zu sehr auf ihre jeweiligen Hauptmerkmale reduziert und damit einer tieferen Entwicklung die Luft abschneidet. La Motta definiert sich hauptsächlich über seine schwer kontrollierbare Gewalt, die auch in seinem ganzen Wesen, wie in Form eines absolutem Beherrschungswillen über die Personen seiner nächsten Umgebung, zu Tage tritt. Der Bruder Joey dagegen bleibt immer in seinem Schatten, als treue (aber von extremer Gewalttätigkeit auch nicht freie) Seele, die selbst nach der Trennung von seinem Bruder nicht in einem Leben wirklich losgelöst von ihm gezeigt wird. Das gleiche ließ sich auch über die anderen Rollen sagen, die alle ihr Eigenleben zugunsten der dominierenden Titelgestalt zurücknehmen müssen. Abgesehen davon darf aber auch die Geschichtserzählung als Erfolg gelten, gelingt es ihr doch, den Schwachpunkt zahlreicher Filmbiografien zu vermeiden, durch die zwangsweise episodenhafte Struktur dem Betrachter irgendwie fern zu bleiben. "Raging Bull" hält seine immanente Spannung von der ersten bis zur letzten Minute aufrecht, was umso erstaunlicher ist, als die Handlung zu einem nicht unbeträchtlichen Teil wirklich nur aus einem Warten auf den nächsten Kampf und nachfolgend die Durchführung desselben besteht. Und doch braucht man wahrlich kein Fan des Boxens zu sein, um Gefallen an der Darbietung zu finden, ist "Raging Bull" doch trotz eines Sportlers als Hauptfigur eigentlich kein typischer Boxerfilm, sondern vielmehr das dramatisches Portrait eines zwar durchaus nicht sympathischen, aber nichtsdestotrotz faszinierenden Charakters geworden.

 

Bild 

Zwar weist das Bild mehrere Mängel auf, die jedoch alle so minderer Art sind, dass sie letztlich den Gesamteindruck nicht zu sehr einschränken. So gibt es ein leicht erhöhtes Bildrauschen, Kanten zeigen gelegentlich leichte Treppenmuster, gewisse Altersstörflecken oder -fäden sind von Zeit zu Zeit zu sehen und auch Nachzieheffekte treten schon einmal auf. Hinzu kommt, dass gelegentlich Teile des Bildes flimmern, und zwar dann, wenn sich ganz weiße Flächen mit feinen schwarzen Mustern treffen. Insofern wird auch besonders deutlich, dass dieser Film mit seinem schwarz-weiß Bild besonders anfällig und daher nicht das einfachste Material ist, da im übrigen sonst in der Farbenvielfalt untergehende Macken viel leichter auffallen.

 

Ton   

Die Original-Version hat einen Dolby Surround Mix, ist aber eher centerlastig. Bei den den Box-Szenen kommen in Form der Zuschauerreaktionen aber durchaus Raumeffekte zustande. Mag die Klarheit des Tons manchmal am Alter des Materials leiden, so kann bei geringeren Nebengeräuschen die Deutlichkeit und Dynamik der Wiedergabe meist absolut überzeugen. Die deutsche Synchronisation wird nur in Mono präsentiert, innerhalb dieses Rahmens ist die Ausgestaltung aber recht gut. Im übrigen ist "Raging Bull" ein Film, der im Original wesentlich besser zur Geltung kommt, da die italo-amerikanischen Akzente sämtlicher Hauptfiguren einen wesentlichen Beitrag zur Authenzität beitragen.

 

Special Features 

Die Zusatz DVD enthält eine "The Bronx Bull" betitelte Doku, die quasi ein Making Of darstellt und auch die insofern typische Länge von 27 Minuten hat, jedoch durch eine Qualität besticht, die fern von jeder Selbstbeweihräucherung ist und stattdessen auch Außenstehende zur Wort kommen lässt, insbesondere auch den echten Jake La Motta und auf einige, visuelle, wie dramatische Höhepunkte des Films und die Art ihrer Entstehung erläutert. Die Sektion "Jakes Jokes" zeigt den echten Jake La Motta, der, als Reminesszenz an die Zeit, als er eine Zeitlang in Nachtclubs auftrat, einige (allerdings eher müde) Gags im Stil eines Stand-Up Comedians zum Besten gibt. Als "Hidden Features", die allerdings so leicht zu entdecken sind, dass an dieser Stelle keine Anleitung zu ihrer Entdeckung gegeben wird, gibt es eine Fotogalerie, sowie einen kurzen Ausschnitt aus einer Original Sportreportage von einem Kampf La Mottas. Auf der ersten DVD wird dann noch der Trailer, sowie eine Teasershow älterer MGM-DVD-Titel angeboten. Außerdem bietet das der DVD beiliegende Booklet einen tieferen Einblick in die schwierige Entstehungsgeschichte des Films. Der auf dem Cover angekündigte Audio-Kommentar war allerdings nicht ausfindig zu machen.

08.08.2001

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-535
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES