Novocaine - Zahn um Zahn |
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Studio |
Artisan Entertainment (2001) | |
Verleih |
Highlight Communications (2002) | |
Laufzeit |
90:40 min. (FSK 12) | |
Regie |
David Atkins | |
Darsteller |
Steve Martin, Helena Bonham Carter, Laura Dern, Kevin Bacon | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Deutsch, DTS 5.1 3. Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
keine | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 20 EURO |
Film
Häufig ist es ja der Umstand, dass es einem zu gut geht, der zum Übermut führt, was
dann bestenfalls den einen oder anderen heilsamen Dämpfer bereithält. Dass der
angesehene Zahnarzt Dr. Frank Sangster (Steve Martin), "geschlagen" mit einer
gutgehenden Praxis und mit Jean (Laura Dern), einer umwerfenden und ihn sowohl privat wie
beruflich über alle Maßen unterstützenden Freundin, für seine neue Patientin Susan
(Helena Bonham Carter) mehr als nur professionelles Interesse aufbringt, könnte durchaus
in diese Kategorie fallen. Der vorgenannte Dämpfer kommt dann allerdings gleich mit der
Wucht einer Dampframme daher und schon bald weiß der gute Doktor nicht mehr, wo ihm der
Kopf steht, insbesondere als ihm immer mehr klar wird, das selbiges Körperteil nicht nur
im übertragenen Sinne in konkreter Gefahr schwebt.
Was mit einer gewissen Nachlässigkeit bei der Verschreibung von rezeptpflichtigen
Schmerzmitteln für die offenkundig abhängige Susan beginnt, wird schnell zu einem
Spießrutenlauf, bei dem sich alle gegen Frank verschworen zu haben scheinen. Die Polizei
sitzt ihm wegen verschwundener Narkotika massiv im Nacken, Susans cholerischer Bruder
(Scott Caan) hält mit seinen Aggressionen ihm gegenüber nicht hinter dem Berg, außerdem
gilt es natürlich noch, vor Jean die allzu nahe Bekanntschaft mit Susan zu verschleiern.
Zu allem Überfluss taucht dann auch noch Franks nichtsnutziger Bruder Harlan (Elias
Koteas) auf und nistet sich bei ihm zu Hause ein, da er mal wieder total abgebrannt ist.
Und erst langsam beginnt dem eben noch so geruhsam vor sich hin lebenden Mediziner zu
schwanen, dass hinter den ganzen unglücklichen Missgeschicken vielleicht noch mehr als
nur eine Reihe blöder Zufälle stecken könnte.
Was macht einen gelungenen psychologischen Thriller aus? Zunächst mal ein solider Spannungsbogen,
der wenn möglich die Nerven des Zuschauers mit zunehmender Laufzeit immer mehr in die
Mangel nimmt. Eine Story, die alle erdenklichen Überraschungen aufbietet, ohne die
Glaubwürdigkeit des Geschehens überzustrapazieren. Sympathische "Gute", mit
denen man gerne mitzittert und "Böse", deren Motivation für ihr
ungebührliches Verhalten wenigstens ansatzweise nachvollziehbar ist. Und wenn möglich
eine Inszenierung, die sich nicht in oberflächlichen Mätzchen erschöpft, sondern die
passende Atmosphäre erzeugt. Leider werden diese Vorgaben im allgemeinen nur äußerst
unzureichend erfüllt.
Auch "Novocaine" ist vielleicht nicht perfekt, aber er kommt dem Idealbild sehr
viel näher als sämtliche Konkurrenzprodukte der letzten Jahre, denn die vorgenannten
Bedingungen werden von ihm in fast mustergültiger Form umgesetzt.
Dabei beginnt die Geschichte ganz verhalten, nach ihrem Grundprinzip hätte sie auch sehr
leicht auf eine jener chaotischen Komödien herauslaufen können, in welcher die
Hauptfigur von einer selbstverschuldeten Katastrophe in die nächste stolpert und auf die
gerade Hauptdarsteller Steve Martin geradezu abonniert ist. Insofern erweist sich dessen
Besetzung als doppelt erfolgreich. Zum einen kann er die unbewussten Erwartungen des
Publikums noch nachhaltiger unterlaufen, als es einem x-beliebigen Kollegen möglich
gewesen wäre, aber er zeigt sich auch sonst schauspielerisch in Höchstform und liefert
eine durchweg glänzende Partie des zwischen Opfer und Täter schwankenden Zahnpflegers
dar. Da wollen natürlich auch seine Mitspieler nicht nachstehen und beweisen durchweg,
dass Figuren in einem Thriller dann am überzeugensten sind, wenn sie vorrangig als echte,
ruhig ein wenig tiefer ausgelotete Charaktere auftreten und erst sekundär als
Funktionsträger im kriminalistischen Gesamtkonzept.
Und der Film schafft es sogar noch, eine gewisse Prise Humor in die Handlung zu schleusen,
mit dem bemerkenswerten Talent, diese Einschübe nicht nur frei von jedem Anscheins eines
Fremdkörpers zu halten, sondern sogar als fördernden Beitrag ins Spannungsgefüge
einzubauen. Verantwortlich ist im übrigen nicht der komikerprobte Hauptdarsteller,
sondern Kevin Bacon in einer genialen Nebenrolle als Schauspieler beim Rollentraining für
einen Polizeifilm.
Dem Genuss des Films vorangestellt sein sollte jedoch ein kurzer Blick in den eigenen
Terminkalender, betreffs anstehender ärztlicher Untersuchungen. Denn gegen Ende gibt es
eine Szene, welche geeignet sein könnte, die Dominanz von unangenehmen Erwartungen,
welche viele mit einem Besuch beim Zahnarzt verbinden, noch weiter zu vertiefen. Wobei
dies im übrigen auch die einzige Wendung des Drehbuchs ist, deren Schlüssigkeit ein
wenig zu wünschen übrig lässt, zumindest stellt sich die Frage, ob gewisse drastsiche
Maßnahmen wirklich zwingend für den gewünschten Ausgang der Geschichte erforderlich
waren, aber die endgültige Beurteilung sollte jedem individuell belassen werden.
Bild
Das Bild ist richtig gut, allerdings leider nur nach dem Mikado-Prinzip. In absolut bewegungsarmen Momenten zeigen sich Schärfe und Detailreichtum am oberen Ende des möglichen Spektrums. Kaum aber kommt ein wenig Schwung in die Sache, zeigen sich deutliche Nachzieheffekte und jedes Detail, das kleinteiliger als ein indischer Elefant ist, wird ein wenig verwischend in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem bleibt der lebendige Farbeindruck und der ordentliche Kontrastumfang erhalten, allerdings auch ein gewisser Rauschrest, der sich gelegentlich im Hintergrund festsetzt. Die sehr gelegentlichen Drop-Outs werden beim geöhnlichen Sehen zwar kaum auffallen, wären bei einem so aktuellen Film aber doch nicht nötig gewesen.
Ton
Da der Film nach seiner Machart zu jenen gehört, für die der Mehrkanalton nicht hätte erfunden werden müssen, lässt sich nicht viel Gutes oder Schlechtes anmerken. Der Klang ist überaus ordentlich und wenn doch einmal die Umgebung akustisch einbezogen wird, kommt das Ergebnis in der gewünschten Präzision und Dynamik. Insofern ist die DTS-Fassung durchaus vorzuziehen, auch wenn sie ihre Stärken natürlich kaum ausspielen kann.
Special Features
Außer einer Trailerparade, bei der auch jener zu "Novocaine" enthalten ist, liegen keine Extras vor.
02.08.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES