Hudsucker - Der große Sprung (The Hudsucker Proxy) |
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Studio |
Polygram (1994) | |
Verleih |
Concorde Home Entertainment (2003) | |
Laufzeit |
102:20 min. (FSK 6) | |
Regie |
Joel Coen | |
Darsteller |
Tim Robbins, Paul Newman, Jennifer Jason Leigh | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,78:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital, 5.1 2. Deutsch, Dolby Digital 2.0 3. Englisch, Dolby Digital 2.0 |
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Untertitel |
deutsch (bei englischer Sprachfassung nicht ausblendbar) | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film
Auch wenn in den USA die Berufslaufbahn vom Tellerwäscher zum Millionär jedenfalls gerüchtehalber einen Normalfall darstellen soll, ist doch der Karrieresprung von Norville Branes (Tim Robbins) zumindest in Hinblick auf seine Unmittelbarkeit einigermaßen erstaunlich. Eben noch ein allerkleinstes Rädchen in der Postabteilung von "Hudsucker Industries" findet er sich im nächsten Moment schon auf dem bequemen Sessel des Vorstandsvorsitzenden wieder. Das Möbelstück ist gerade durch einen anderen Sprung vakant geworden, nämlich jenen seines Vorgängers aus dem 44. Stockwerk der Unternehmenszentrale. Doch naiv wie der gute Norville nun mal ist, schöpft er in keiner Weise Argwohn, als ihm Sidney J. Mussburger (Paul Newman), der führende Kopf der Geschäftsführung, den Job anträgt. So bleibt ihm naturgemäß verborgen, dass er nur als Marionette dienen soll, um den Aktienkurs des Unternehmens ins Trudeln zu bringen und den alteingesessenen Führungskräften so die Möglichkeit zur kostengünstigen Übernahme ihres Betriebes zu ermöglichen. Die findige Reporterin Amy Archer (Jennifer Jason Leigh) dagegen spürt schon, dass da irgendetwas faul ist im Hause Hudsucker und schleust sich Undercover als Norvilles Assistentin ein. Allerdings ist es zunächst Norville selbst, der dem ganzen schönen Plan gehörig Schlagseite verpasst, als er durch seine Erfindung des Hula-Hoop-Reifens einen unerwarteten Verkaufsschlager erzeugt, der den Kurs der Hudsucker-Aktie in genau die entgegengesetzte Richtung, als ursprünglich gewünscht katapultiert.
Wenn Independent-Regisseure plötzlich von einem großen Studio viel Geld in die Hände
bekommen, ist das Resultat allzu oft unbefriedigend für diverse Interessengruppen. Die
treue Anhängerschaft aus dem unabhängigen Lager kann sich in dem glatt geschliffenen Monumentalismus nicht mehr wieder finden, aber auch das zahlende Durchschnittspublikum und
mit ihm die finanzverwaltenden Produzenten werden mit dem Ergebnis nicht wirklich warm.
"Hudsucker" von den Coen-Brüdern ist so ein Fall, ein veritabler Kassenflop,
der in der künstlerischen Werkschau der Filmemacher stets nur ganz kleingedruckt oder als
mahnende Ausnahme von der Regel angeführt wird.
Da der Film auf den ersten Blick tatsächlich eine etwas ungute Mischung aus kalter Pracht
und distanzierter Satire zeigt, ist schon ein wenig mehr Mühe als gewohnt aufzuwenden, um
dem Werk trotzdem gewisse Qualitäten zu entlocken. Es vereinfacht die Sache enorm, wenn
man sich schon von Anfang an dem Gefühl hingibt, das schon durch die ersten Bilder
unwillkürlich provoziert wird, nämlich in einer Comic-Verfilmumg im Stile eines Tim
Burton gelandet zu sein. Die entsprechenden Zutaten sind jedenfalls (fast) vollständig
vorhanden: Die Atmosphäre einer mit visueller Magie aufgeladenen Metropole, eine
Geschichte, die formelhafte Entwicklungsmuster reproduziert, dabei jedoch mühelos
märchenhafte Haken schlägt oder Figuren, die trotz aller grellen Überzeichnung ihrer
Charaktermerkmale in keinem Moment fehl am Platze wirken. Was gerade eben nicht vorliegt,
ist lediglich die tatsächliche gezeichnete Vorlage.
Nur sollte das eigentlich niemanden davon abhalten, neben dem nicht zu übersehenden
beißenden Humor, auch die erstaunliche menschliche Wärme hinter den bewusst betonten
Stereotypen, die Magie hinter den monumentalen Kulissen zu entdecken.
Da allerdings zuzugestehen ist, dass sich eine solche Sichtweise durchaus nicht spontan
und wohl häufig nur bei entsprechender Stimmungslage einstellt, bleibt die Gefahr
bestehen, dass ein unbefangener Betrachter "Hudsucker" trotzdem nicht unter den
gelungenen Erfahrungen im persönlichen Filmkonto abbuchen wird.
Bild
Das Bild entspricht leider in keiner Hinsicht dem Standard, den man von DVD-Veröffentlichungen, auch älterer Titel, gewohnt ist. Die Qualität kann sich nur leicht über dem Niveau behaupten, das man bei sonntäglichen Nachmittagstouren durch die Filmhistorie bei Kabel 1 bewundern darf. Starkes Rauschen, heftige Nachzieheffekte, praktisch keine Detailwiedergabe und flaue Kanten trüben den Sehgenuss dabei doch erheblich.
Ton
Auf der einen Seite gibt es durchaus den einen oder anderen gelungenen raumausfüllenden Einsatz der Tonspuren, wenn auch das Ergebnis selbst dann von mehrkanaligen Spitzenwerten ein gutes Stück entfernt ist. Andererseits hat die DVD hörbare Probleme bei der harmonischen Aufteilung des akustischen Geschehens, so dass von einer gelungenen Verortung der Geräuschquellen nicht durchgehend die Rede sein kann. Und so ganz sauber klingt der Ton auch nicht immer, und das gehört an sich zur allersimpelsten akustischen Grundausstattung. Spielt man die englische Fassung im Surround-Modus ab, so treten häufig Verzerrungen auf.
Special Features
Aufregend fällt die Zugabenabteilung nicht gerade aus. Ein erträgliches Featurette über den Dreh, ein paar Aufnahmen mit der B-Roll, die zumindest einen Blick auf die im Film so imposanten Großstadtkulissen gestatten. Dazu noch ein paar Interviewausschnitte mit einigen der Mitwirkenden, nebst den obligatorischen biografischen Daten. Und schließlich noch Produktionsnotizen, eine Fotogalerie, ein Trailer und zwei Teaser.
09.09.2003
Review von Tobias Wrany