Final Fantasy - Die Mächte in Dir

VÖ: 26.02.2002

Original

Final Fantasy - The Spirits Within

Studio

Columbia / Square Pictures (2001)

Verleih

Columbia TriStar Home Entertainment (2002)

Laufzeit

101:36 min.

Regie

Hironobu Sakaguchi

DVD-Typ

2 x DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
3. Audio-Kommentar mit Co-Regisseur Moto Sakakibara u.a. (192 kbps)
4. Audio-Kommentar mit Animation Director Andy Jones u.a. (192 kbps)
5. Music Score mit Kommentar des Komponisten (192 kbps)

Untertitel

Englisch, Deutsch, Türkisch. Audio-Kommentare und Extras in Deutsch untertitelt

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 30 EURO
Film 

"Final Fantasy" spielt in einer utopischen Zukunft. Die Erde wurde von einer außerirdischen Macht erobert, Wesen, die die Seele der Menschen rauben und die Zukunft der Menschheit bedrohen. Die großen Städte wurden zerstört, die Überlebenden finden unter riesigen Schutzschildern Zuflucht, die die Außerirdischen nicht durchdringen können. Dr. Aki Ross sucht zusammen mit ihrem Mentor Dr. Sid nach einem Weg, die Außerirdischen besiegen zu können. Die Lösung soll darin bestehen, acht verschiedene Seelen zu finden, deren kombinierte Kraft die bedrohliche Macht der Außerirdischen wirkungslos machen soll. Alles Quatsch, denkt sich hingegen der Film-Bösewicht, General Hein und setzt auf die militärische Lösung in Form einer gewaltigen Waffe, die gegen die Aliens zum Einsatz gebracht werden soll. Aki sieht hierin hingegen die Gefahr, dass die Macht der Außerirdischen nur noch gestärkt würde. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, in der Aki den Einsatz der Mega-Waffe verhindern und die Aliens besiegen muss....

"Final Fantasy" ist wegen der extrem detailreichen Bilder, die allesamt komplett aus dem Computer stammen, ein Film der Superlative und entsprechend wurden in der Berichterstattung vor dem Kinostart werbewirksam Drohszenarien entwickelt, wonach schon bald die großen Stars von Hollywood nicht mehr benötigt würden. Doch Tom Hanks, Julia Roberts & Co. können weiterhin ruhig schlafen. Denn "Final Fantasy", der der finanziell riskanten Regel folgt, dass ein erfolgreiches Computerspiel irgendwann auch für einen Kinofilm herhalten muss, ist zwar visuell aufgrund der sehr detailreichen Computerfiguren ein Meisterwerk, bietet aber inhaltlich nur eine langweilige Story mit viel spirituellem Gehabe. Als ob Science Fiction-Fans in den letzten Jahren nicht schon genug gequält worden wären, ist leider auch der Kino-Spin Off der bekannten Videospiel-Serie kein Science Fiction-Epos, dass an Klassiker wie "Blade Runner" oder "2001" herankommt. Bei all ihrer Technikverliebtheit, die sich in atemberaubend realistischen Computerdesigns manifestiert, haben sich die Macher des Filmes zu sehr auf die Optik konzentriert, dabei aber die Story sträflich vernachlässigt. Wie sagte noch Billy Wilder: "Für einen gelungenen Film benötigt man drei Dinge: 1. Ein gutes Drehbuch 2. Ein gutes Drehbuch. 3. Ein gutes Drehbuch." Die Final Fantasy-Macher scheinen aber von der Illusion ausgegangen zu sein, dass die opulenten Bilder ausreichen, um dem Zuschauer bereits für ihre Ideen begeistern können. Während Dreamworks mit Filmen wie "Shrek" begriffen hat, dass es nicht einfach nur um die Anordnung von Polygonen und Texturen in möglichst hübscher Form geht und die Technik nicht dem reinen Selbstzweck dienen darf, hätten die Programmierer von Squaresoft sich entweder ein ordentliches Drehbuch schreiben lassen oder lieber mit dem Programmieren des nächsten Final Fantasy-Games weiterbeschäftigen sollen. So hätte man sich das finanzielle Desaster dieses Filmes auch erspart. Schade, wenn man einmal bedenkt, was für ein Potential dieser Film mit einer besser durchdachten Story hätte haben können.

 

Bild 

"Toy Story", "Toy Story 2", "Das große Krabbeln", "Disney's Dinosaurier" und eben jetzt "Final Fantasy", das sind alles Filme, die komplett im Computer entstanden sind und auf direktem Wege via Digital-Transfer ohne Umweg über das Zelluloid ihren Weg auf DVD gefunden haben. Das ermöglicht eine sehr detailreiche Wiedergabe frei von störenden Dropouts, wie man sie z.B. bei Antz! sehen konnte, der noch von einer Zelluloidvorlage abgetastet wurde. Der Detailreichtum des Films ist wirklich verblüffend und im Gegensatz zu den vorgenannten Filmen sollen die Figuren in "Final Fantasy" nicht irgendwelche Phantasiewesen im Comic-Stil sondern echte Menschen sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Technik allerdings doch noch nicht weit genug entwickelt, denn trotz der wirklich detailreichen Darstellung der Figuren bis in kleinste Feinheiten wie Akis Haaren wirken diese dennoch nur so lebendig, als ob sie aus Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett stammen würden. Vor allem die nur sehr dezenten Gesichtsregungen lassen den Unterschied zwischen Kunstwelt und Realität erkennen. Dennoch ist "Final Fantasy" ein Film, den man sich unbedingt auf DVD ansehen sollte, denn so etwas bekommt man wirklich selten zu sehen. Leider kränkelt die Code 2-DVD an dem gleichen Problem, welches bereits bei der Code 1-DVD festzustellen war. Im Detail werden in der Kompression leichte Störungen erkennbar, weswegen Final Fantasy nicht ganz so makellos erscheint wie die bereits auf DVD veröffentlichten Genre-Vorbilder. Schuld daran dürfte die gegenüber der US-DVD nur minimal höhere und mit 5.49 Mbps relativ niedrige Bitrate sein, von der für das Bild effektiv gerade einmal rund 4 Mbps übrig bleiben. Das Problem ist aber ebenso hausgemacht, denn die DVD ist nahezu randvoll, weil irgendjemand auf die vermeintlich tolle Idee kam, noch einen rund 80 Minuten langen Rohschnitt auf der DVD unterzubringen, dessen überwiegend pixelige Bilder kaum einladend sind, der aber dafür sorgt, dass auf dieser DVD rund 180 Minuten Video Platz finden müssen, was gerade bei der etwas höheren PAL-Auflösung praktisch nur mit Kompromissen möglich ist. Auf den hätte Columbia lieber verzichten sollen, schließlich kann man es ja mit Bonus-Material auch übertreiben und sollte nie den Fehler begehen, die Qualität des Bildes hinten anzustellen. Man möchte fast meinen, dass Columbia hier schon eine "SuperBit"-Version in Planung hat und diese interessanter machen will. Richtig große Artefakte werden zwar nicht sichtbar, aber zumindest auf den zweiten Blick ist doch zu erkennen, dass der Look des Films nicht so aalglatt ist, wie man es vielleicht von "Toy Story" kennt, sondern gerade in den überwiegend dunklen Szenen eine leichte Körnigkeit vorhanden ist. Auch der Schwarzwert der DVD ist nicht immer ganz optimal und lässt das Bild häufig einen Tick zu hell erscheinen. Aber ungeachtet dessen ist diese DVD noch lange nicht schlecht, nur eben nicht so gut, wie sie hätte sein können. Wirklich fabelhafte Bilder gibt es zumindest in einigen hellen Szenen wie z.B. der Eröffnungssequenz zu sehen.

 

Ton 

Der Dolby Digital 5.1-Mix bietet vor allem Eines: Eine Menge richtig heftiger Subwoofer-Einsätze. Bereits in der Eröffnungssequenz grollt der Subwoofer dezent vor sich hin und wird dann schon bald so richtig zum Leben erweckt. Der Film bietet eine sehr weiträumige und effektgeladene Kulisse, die mit viel Tempo und Dynamik für viel Lärm sorgt. Besonders ausgefeilte Surround-Effekte sind nicht unbedingt die Stärke dieses Films, aber dennoch bietet "Final Fantasy" eigentlich genau das, was man will und die Anschaffung von mehrere Tausend Mark teurem Heimkino-Equipment rechtfertigt: Einen ohrenbetäubenden Soundtrack, der mächtig viel Eindruck schindet und den Subwoofer möglichst pausenlos in Aktion bringt.

 

Special Features 

Obwohl Final Fantasy im Kino ziemlich floppte, hat man sich für die DVD richtig ins Zeug gelegt und gleich eine Doppel-DVD produziert. Auch bei dem Bonus-Material merkt man allerdings, dass es weniger um Inhalte als vielmehr um die Technik geht.

  • Alternativer Rohschnitt (ca. 81): Dies ist eine leicht gekürzte Fassung des Films, die bereits auf der ersten DVD enthalten ist und den Handlungsablauf in Form immer wechselnder Entwicklungsphasen zeigt. Mal sieht man nur Storyboards, dann große Designentwürfe und schließlich die fertige Fassung. Optional lässt sich parallel eine Kommentierung und/oder kleine Hinweise in Form von Untertiteln einblenden. Um sich quasi den gesamten Film in diesem Rohschnitt anzusehen, muss man aber schon ein richtiger Fan sein, denn schon nach kurzer Zeit geht der Spaß irgendwie verloren - und die Folgen für die Bildqualität des eigentlichen Films hatten wir ja bereits erwähnt.

  • Audio-Kommentar mit Co-Regisseur Moto Sakakibara, Sequence Supervisor Hiroyuki Hayashida u.a.: Da dieser Audio-Kommentar in Japanisch ist, wird man wahrscheinlich zu 99% auf die Untertitel angewiesen sein. Da bietet es sich an, parallel dazu den zweiten Audio-Kommentar mit Animation Director Andy Jones und anderen anzuhören, der im Vergleich auch mehr Infos als der etwas oberflächliche erste Audio-Kommentar bietet. Zum Großteil dreht es sich in dem Kommentar natürlich um technische Dinge, wer hieran weniger Interesse hat, verpasst daher nicht unbedingt etwas.

  • Isolated Score mit Kommentar des Komponisten Elliot Goldenthal: Da der Komponist hier nur relativ wenig sagt, befindet sich auf der DVD quasi der gesamte Soundtrack des Films.

  • The Making Of Final Fantasy: Wenn Firmen wie "New Line" mit ihrem "Infinifilm" Interaktivität auf DVDs vorgaukeln, die im Kern darin besteht, direkt aus einem Feature auf andere Clips zuzugreifen, so will Columbia offensichtlich nicht hinten anstehen und hat daher dieses rund eine halbe Stunde lange Making of ähnlich aufgebaut, so dass man bei aufblinkenden Icons auf weiteres Material zugreifen kann. Bis auf die optionalen Audio-Kommentierungen lassen sich diese Extras aber auch einzeln aufrufen. Gewöhnen muss man sich allerdings an dem Menü-Look des Making ofs, welches komplett in einem Rahmen läuft, der der Darstellung von Einblendungen dient, die Zugriff auf weiteres Material ermöglichen. Das Making of selbst ist gut gemacht und zeigt in Form von vielen Interviews der Macher die Ideen, die hinter dem Film und dessen düsteren Design stehen. Stellenweise vergehen allerdings auch Minuten, die an Niki Laudas Formel 1-Kommentierungen erinnern und nichts anderes beschreiben als das, was für jeden direkt auf dem Bildschirm auch ohne zusätzliche Kommentierung deutlich wird.

  • Die Charaktere: Jede der wichtigen Figuren des Films wird hier in einem kurzen Clip kurz vorgestellt, die die Rolle der Figur und ihre Vergangenheit schildert. Außerdem wird angesprochen, welche Absicht die Macher des Films genau mit dieser Figur verfolgten. Und am Ende wird auch noch der jeweilige Sprecher wie Alec Baldwin, Donald Sutherland oder Steve Buscemi vorgestellt, der den recht emotionslosen Figuren aus Bits und Bytes zumindest ein wenig Leben einhaucht. Spätestens hier zeigt sich, dass selbst ein komplett künstlicher Film erst durch Menschen seinen eigenen Charakter bekommt.

  • Vergleich der Fahrzeugmodelle: Hier werden die technischen Daten von drei Fahrzeugen aus dem Film vorgestellt. Interessant ist dabei zu sehen, an welchen realen Vorbildern man sich hierbei orientiert hat. Da diese Fahrzeuge allerdings nur in Bits und Bytes existieren, wirkt die umfangreiche Aufzählung exakter Leistungsparameter ein wenig lächerlich.

  • Final Fantasy Shuffler: Wer wollte nicht schon einmal z.B. alle Szenen mit Jar Jar Binks aus Episode One entfernen? Soweit geht das hier nun nicht, aber zumindest bekommt man die Möglichkeit, für eine kurze Sequenz genau die Takes zu selektieren, die man dann sehen möchte. Revolutionär sind die Eingriffsmöglichkeiten zwar nicht, aber zumindest bekommt man einen kurzen Einblick in die Bedeutung des richtigen Schnitts für einen Film.

  • Trailer: Trailer sind meist nur etwas, was man so am Rande auf DVDs findet. Bei Final Fantasy hingegen wird genau die Entstehung des Trailers und die Selektion der einzelnen Szenen sogar erklärt.

  • Das Gray Project (ca. 5 min.): Dieser Clip zeigt in recht groben Zügen die Entstehung einiger Figuren. Da hier mit Kommentierungen etwas sparsam umgegangen wird, fällt der Informationsgehalt aber recht gering aus.

  • Weitere Storyboards und Rohfassunge: Wer von den rund 80 Minuten auf DVD Nr. noch nicht genug hat, der kann hier noch rund weitere zwei Minuten Storyboards, Rohentwürfe und fertige Szenen im Wechsel betrachten.

  • Videomontage-Aufzeichnungen: Die schönsten Aufnahmen im Film sind die Aufnahmen der Landschaften und Städte. Dieser Clip zeigt in rund sechs Minuten die Entstehung dieser Hintergründe.

  • Outtakes: Es ist gute Tradition, dass auch Animationsfilme Szenen enthalten, die aufgrund von Fehlern so nicht in den Film übernommen wurden. Diese Outtakes sind hier natürlich bewusst so gestaltet und fallen teilweise auch recht frech aus. Leider ist dieser Clip nach noch nicht einmal zwei Minuten auch schon wieder vorbei.

  • Szenen im Aufbau (ca. 7 min.): Dieser Clip zeigt, wie die einzelnen verschiedenen Elemente und Ebenen mit einzelnen Objekten zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden.

  • Original Anfang: Die endgültige Fassung von Final Fantasy beginnt mit einer Traumsequenz von Aki. Dieser Clip zeigt eine alternative Fassung dieser Eröffnungssequenz.

  • Akis Traum: Der Name sagt bereits alles. Dieser Clip fasst die gesamten Traumsequenzen des Films zu einer nahtlosen Einheit zusammen.
  • Mehrere Trailer: Neben zwei Trailern zu Final Fantasy ist hier auch noch ein Trailer zum Anime-Film "Metropolis" sowie ein Teaser für "Spiderman" zu sehen, und zwar bereits in der retouchierten Variante ohne die am 11. September 2001 zerstörten Twin Towers.

Review von Karsten Serck

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Pioneer DV-737
Dolby Digital / DTS - Receiver Yamaha RX-V3000RDS

12.01.2002