Cyrano de Bergerac

Studio

Hachette Première (1989)

Verleih

Concorde Home Entertainment (2002)

Laufzeit

137:42 min. (FSK 12)

Regie

Jean-Paul Rappeneau

Darsteller

Gérard Depardieu, Anne Brochet, Vincent Perez

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,66:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0
3. Französisch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch (bei französischer Fassung nicht ausblendbar)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 EURO
Film 

Cyrano de Bergerac (Gérard Depardieu) ist seinen Widersachern stets gewachsen und gemäß dem Grundsatz "Viel Feind, viel Ehr" hat er derer wahrlich viele aufzuweisen. Dank seiner überragenden Fähigkeiten, was den Gebrauch des Degens angeht, vermag er jeden Gegner ohne weiteres in die Schranken zu weisen. Doch eigentlich hat er diese Kunstfertigkeit nicht wirklich nötig; denn mit Witz und Verstand im Übermaß gesegnet, bedürfte es an sich keinerlei körperlicher Betätigung, um einen jeden Tölpel, der es wagt sich mit ihm anzulegen, auf sein wahres Maß zurückzustutzen. Aber sorgenfrei ist das Dasein des Edelmannes trotzdem nicht, denn sein Herz ist entflammt für seine berückende Cousine Roxane (Anne Brochet), ohne dass er allerdings daran glauben kann, dass seine Sehnsucht jemals ihre Erfüllung finden wird. Denn so groß seine Liebe auch ist, noch größer ist Cyranos Nase und mit diesem körperlichen Makel behaftet, traut sich der doch sonst so Wortgewaltige noch nicht einmal, gegenüber der Angebeteten auch nur die kleinste Andeutung seiner Seelenlage zu offenbaren. Dies gilt um so mehr, als ihm Roxane gesteht, dass sie sich in den jungen Christian (Vincent Perez) verguckt hat, der ausgerechnet unter dem Kommando Cyranos in dessen Musketier-Kompanie dient. Und dieser Christian ist, wie Cyrano neidvoll anerkennen muss, tatsächlich schön. Allerdings auch schön blöd; jedenfalls verglichen mit der geistigen Kapazität seines Vorgesetzten. Da diesem jedoch das Wohlergehen seiner Herzallerliebsten über alles geht, selbst über das eigene Liebesglück, erklärt er sich dazu bereit, Christian, dem die Reize Roxanes ebenfalls nicht verborgen geblieben sind, helfend unter die Arme zu greifen und als Ghostwriter gefühlvollster Liebesbriefe, sowie als Souffleur beziehungsweise Double beim verbalen Liebeswerben den Defiziten seines Nebenbuhlers abzuhelfen. Dass dies natürlich nicht auf Dauer gut gehen kann, verdrängen sämtliche Beteiligten wohlweislich, allerdings treten auch bald noch andere Gefahren für das junge Liebesglück, wie drohende Kriegszüge und besitzergreifende Rivalen um die Gunst der Schönen, auf den Plan.

Gelungene Casting-Entscheidungen bei einem Film sind ja glücklicherweise eher die Regel, absolute Idealbesetzungen ragen aber trotzdem immer noch heraus. Das Engagement von Gérard Depardieu für die Titelrolle von "Cyrano de Bergerac" darf eindeutig dazu gezählt werden. Als energieüberladener Raufbold stürzt er sich mit spitzem Degen und noch spitzerer Zunge auf seine bedauernswerten Gegner und ficht oder redet sie in Grund und Boden. Und wenn man sich den Film bis zum Ende angesehen hat, kann man sich ernsthaft keinen anderen als Depardieu in der Rolle dieses geistreichen Cholerikers vorstellen. Den Triumph perfekt machen aber erst die Momente, in denen er mit waidwunden Augen die heimlichen Seelenqualen dieses Kraft- und Tatmenschen enthüllen darf, nie übertrieben, immer voll dezentem Gefühl, das sein inneres Leiden umso begreifbarer macht. Aber er zeigt seine Klasse noch auf eine andere Weise, nämlich, indem er den Film keineswegs zu einer One-Man-Show macht, sondern seinen Mitstreitern den gebührenden Raum einräumt, um ebenfalls zu glänzen. Diese Möglichkeit nimmt vor allem Anne Brochet mit Kusshand an, deren Roxane keineswegs so blass und ätherisch versonnen ist, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte; einmal durchaus schwärmerisch verzückt, schlägt sie im nächsten Augenblick schon wieder zungenfertig zu und erweist sich ihrem geheimen Verehrer Cyrano und dessen Darsteller auch in dieser Hinsicht als absolut ebenbürtig.
So ist es dem Zuschauer denn gestattet, in einer Geschichte versinken, die alles aufweist, was ein großes Drama ausmacht und mit viel Feingefühl die fragile Balance zwischen subtiler, wie derber Komik, als auch höchster Tragik wahrt. Als filmisch dankenswert sind auch ohne jeden Zweifel die diversen Momente anzusehen, in denen sich die Akteure in bester Mantel-und-Degen-Tradition wie zu besten Hollywoodzeiten mit gezücktem Degen aufeinander stürzen und zu kunstvollen Gefechten antreten dürfen. Um wenige Minuten später gleich wieder in geradezu klassischen, doch niemals kitschigen Gefühlswelten zu schwelgen, deren romantischer Gehalt von einem guten Dutzend Liebesfilme herkömmlicher Bauart kaum zu erreichen ist.
Dass Regisseur Jean-Paul Rappeneau durch die sichtbar künstlichen Kulissen und die betont theatralische Sprechweise seiner Akteure die Herkunft der Geschichte von den Brettern die die Welt bedeuten in keiner Weise verschleiert, gibt dem Film einen besonderen Reiz, wird so doch zugleich der besondere Zauber, der die Vorlage auszeichnet, auch von der Kamera ohne Verlust eingefangen.

 

Bild 

Die Vorlage war offensichtlich nicht gerade im besten Zustand. Das ist, nicht zuletzt, da der Film inzwischen auch schon über zehn Jahre alt ist, die plausibelste Erklärung für gewisse erhebliche Schwachpunkte beim Bild, die sich leider im Verlaufe des Geschehens in stetem Wechsel vermehren und letztlich zu keinem sehr schmeichelhaften Ergebnis führen. Meist wird das Rauschen des Bildes vermindert, was jedoch mit sichtbaren Artefakten, sowie einem deutlichen digitalen "Schleier" über der Darstellung bezahlt wird. Ist der Filter einmal nicht aktiv, fängt das Bild auch prompt an ganz erheblich zu grieseln. Darüber hinaus hat die DVD aber auch mit diversen Schwächen bei der Schärfe zu kämpfen und auch der Kontrastumfang zeigt sich meist mit ausgesprochen schwachen Werten. Wenig hilfreich ist auch das gelegentliche heftige Erblassen der Farben bzw. deren Versehen mit einem heftigen Grünstich, was besonders in eher dunklen Momenten zu unschöneren Anblicken führt. Und diese Farbgestaltung darf kaum durchgehend auf eine künstlerische Gestaltung des Regisseurs zurückgeführt werden können (anders zum Beispiel die melancholisch bläuliche Einfärbung der Schlussszenen). Zur letzten Ehrenrettung darf aber noch erwähnt werden, dass es zwischenzeitlich, besonders bei Szenen im hellen Tageslicht, durchaus Momente gibt, in denen die Bildqualität durchaus ansehnliche Werte erreicht und so ein bisschen mit den sonstigen Holprigkeiten aussöhnt. Selbiges gilt im übrigen auch für die Abwesenheit von sonstigen Alterserscheinungen, wie Drop-Outs oder Störstreifen.

 

Ton 

Dafür, dass hier eine Dolby Surroundaufnahme hochgemixt wurde, klingt die Angelegenheit geradezu atemberaubend gut. Zwar fallen direktionale Effekte weg, aber ansonsten wird der Raum mit bemerkenswerter Dynamik und viel Volumen ausgereizt. Auch der Subwoofer bekommt gelegentlich Arbeit und kann sich, zum Beispiel gleich zu Beginn, beim Grollen des Donners, eindrucksvoll in Szene setzen.

 

Special Features 

Die Zugaben sind nicht überragend, haben aber den einen oder anderen lohnenswerten Bestandteil aufzuweisen. Dazu gehört eine gut viertelstündige Dokumentation über die historischen Gegebenheiten, welche zur Zeit der Handlung des Films herrschten; der Stil entspricht einschließlich diverser nachgespielter Szenen einer Geschichtswissenschafts-Reportage, die das ZDF vorzugsweise um halb acht laufen lässt.
Das als "Fechtschule" betitelte Feature gehört dagegen eher in die Abteilung sinnlose Spielerei, denn auch wenn die Anwahl von drei Kameraperspektiven möglich ist, bleibt der Informations- bzw. Unterhaltungswert der unkommentierten, einminütigen Sequenz immer gleich gering.
Erfreulich ausführlich sind dagegen die schriftlichen Infos, so zu den Darstellern (inklusive Kommentare zu ihren Rollen in Texttafelform), der Entstehung des Films, des historischen Hintergrundes, insbesondere des Lebens des Autors des zugrundeliegenden Theaterstücks, Edmond Rostard, sowie des echten Cyrano. Schließlich gibt es auch noch eine Fotogalerie.

01.07.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES