Carried Away

Studio

Cinetel Films (1995)

Verleih

mediacs (2002)

Laufzeit

104:10 min. (FSK 16)

Regie

Bruno Barreto

Darsteller

Dennis Hopper, Amy Irving

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch (bei englischer Fassung nicht ausblendbar)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20-25 €
Film 

Bislang hat sich Josephs (Dennis Hopper) Leben in der Kleinstadt Howardsville in überschaubar ruhigen Bahnen bewegt. Aber nun, in einem Lebensabschnitt, in dem andere gerade erst recht endgültig zur Ruhe kommen, melden sich einschneidende Änderungen an. Das deutlichere Drängen seiner Freundin Rosealee (Amy Irving), ihrer Beziehung endlich auch einen legalen Status zu verleihen, gehört auch dazu, obwohl angesichts dessen, dass ihre Verbindung nunmehr schon sechs Jahre andauert, das Ergebnis eigentlich keinen gar so großen Einschnitt darstellen sollte. Aber dann ist da auch noch sein Job als Lehrer in der örtlichen Schule, der ihm nach Maßgabe der zuständigen Komission entzogen werden soll, da er nicht alle notwendigen Qualifikationen vorweisen kann. Joseph stört weniger dieTatsache des Auscheidens aus dem Schuldienst, immerhin ist er mit der Bewirtschaftung seiner kleinen Farm auch schon ausgelastet, als vielmehr der Umstand, dass allen Beteiligten die fehlenden Zertifikate seit Jahren bekannt waren und vor allem keiner seiner Schüler in Hinblick auf sein berufliches Fortkommen unter diesem Umstand gelitten hat, eher ist das Gegenteil zutreffend. Eine andere schlechte Nachricht hat der Arzt seiner Mutter, die er seit Jahren betreut, denn ihre Krebserkrankung hat sich inzwischen so entwickelt, dass den beiden nur noch eine engbegrenzte Zeitspanne verbleibt, ehe sie den Kampf gegen ihre Krankheit endgültig verlieren wird.
Derart seelisch belastet, stellt dann allerdings erst die Ankunft des in den Ruhestand getretenen Majors Wheeler (Gary Busey) das entscheidende Moment für eine vollkommene Umwälzung im steten Ablauf von Josephs Leben dar. Dabei ist es jedoch nicht der Major selbst, der die Verantwortung trägt, sondern dessen siebzehnjährige Tochter Catherine (Amy Locane), mit der Joseph schnell wesentlich mehr als nur rein nachbarliches Verhältnis verbindet, wobei kaum zu erkennen ist, wer dabei Verführer und wer der oder die Verführte darstellt. Jedenfalls aber hat diese Affäre zur Folge, dass sich Joseph auch in Hinblick auf sein übriges Leben und dessen festgemauerten Grenzen, einen Neuanfang ins Auge fasst, ohne dass ihm selbst unbedingt klar ist, in welche Richtung er sich letztlich bewegen wird.

"Carried Away" setzt trotz eines Grundthemas, das auch leicht die Vorlage für ein billiges Erotikdrama hätte abgeben können, betont auf ruhige Töne (ganz im Gegensatz zum dämlichen deutschen Untertitel "in den Fängen der Sinnlichkeit"). Daran ändert auch eine, gemessen an den prüden amerikanischen Verhältnissen, verhältnismäßig freizügige Darstellung der von sexueller Spannung aufgeladenen Szenen nichts, alleine schon deshalb, weil die Inszenierung mehr auf ungeschönten Naturalismus, als schwülstigen Werbespot-Sex setzt. Dies bietet den Darstellern die ideale Plattform, um in langen Einstellungen ihr Können sorgfältig auszubreiten, was insbesondere für Dennis Hopper einen angenehmen Urlaub von seinen überstarpazierten Psychopathenrollen in abgenudelter Mainstreamware bedeutet.
Insofern ist "Carried Away" bestimmt kein Film für den kleinen Hunger zwischendurch, ein wenig Aufmerksamkeit sollte schon mitgebracht werden. Dann aber dürfen eindringliche Auftritte bewundert werden, die durchweg, bis in die letzte Nebenrolle hinein, dem Geschehen ihren Stempel aufdrücken. Das macht "Carried Away" überaus sehenswert, allerdings nicht zu einem Meisterwerk. Dazu fehlen dem Drehbuch ein wenig die entscheidenden Impulse, die aus einem sich folgerichtig entfaltenden Drama ein spezielles Erlebnis machen könnten, dem es gelänge über die naheliegensten Entwicklungen hinauszugehen. Dabei mangelt es insbesondere bei der Zeichnung der Figuren in Hinblick auf deren tiefergehendes Innenleben. Während die Geschichte bei fast jeder Person das Vorhandensein eines überaus komplexen Charakters andeutet, bleibt der Film zu sehr an der Oberfläche; dies tut der Spannung der Erzählung grundsätzlich keinen Abbruch, wird aber seinem Personal, das gerade mal keine eindimensionalen Modellfälle darstellt, nicht ausreichend gerecht.

Bild 

Stellenweise ist das Bild ganz in Ordnung, aber im Gesamtüberblick ist die Qualität nicht gerade umwerfend. Neben stärkerem Hintergrundrauschen fallen vor allem immer wieder Schwächen bei der Schärfe auf. Die Kontraste sind als mittelprächtig zu bezeichnen und die Farben zeigen sich zwar meist in angenehmen Ton, allerdings erscheinen die Gesichter der Darsteller gelegentlich unnatürlich blass.

Ton 

Auch wenn der Film keine ganz große Bewährungsprobe für die Tonqualität bereitstellt, überzeugt diese doch in Form einer Umgebungstonkulisse mit präzise verorteten Nebengeräuschen und einer überdurchschnittlichen Dynamik der Wiedergabe. In das Ganze können sich auch die Dialoge und die begleitende Musik optimal einpassen.

Special Features 

Die Zugaben sind nicht unbedingt berauschend. Informationen zum Film selbst gibt es auf einigen Texttafeln. Die Karriere von Hauptdarsteller Dennis Hopper wird in einem kurzen Bericht (8 min.) in Bild und Ton umrissen, ergänzt durch statistischen Angaben zu seiner (Film)biografie und einem kurzen Interview zu seinem Auftritt in "Straight Shooter", nebst kurzem Filmausschnitt.
Die Zugabe von einigen Leseproben (als Texttafel mit begleitendem Vorlesen) aus anderen Büchern des Autors der Romanvorlage zum Film dürfte eher in die Abteilung Lückenfüller fallen.

19.03.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES